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Don Giovannis Unglückstag wird in
Krefelds munterem Theater in eine popart-rote Airport-Empfangshalle verlegt
(optisch faszinierende Bühne: Hans Martin Scholder). Thomas Krupa sieht
nicht den unbändig liebenden Renaissance-Beau, sondern einen Managertypen
auf Sexjagd. In der Personenführung setzt er auf Tableaus, in denen sich
die Protagonisten wie Hanson-Figuren präsentieren: zum Stillstand gekommene
Alltagshektik ohne "Überhöhung"; und so ist auch das Schlussensemble schlicht
konstatierend: so geht's eben! Sollten wir in Zukunft die Hektik der Flughäfen
auf frustrierte sexual maniacs absuchen?
Anthony Bramall lässt einen phantasievollen Mozart aus dem Graben erklingen,
und die Niederrheinischen Sinfoniker nutzen die Chancen zu differenziertem
Spiel, wunderschön anzuhören, ohne Verkrampfungen, mit leichter Scheu
vor den dissonanten Brüchen.
Chor und Ensemble sind ansehens- und hörenswert: mit Philip Rock und Ulrich
Schneider bietet das Haus Baritonstimmen von Klasse auf, profundes Timbre,
feines Legato, große Spielfreude (Don Giovanni und Leporello). Die Damen
wissen die Raffinessen mozartscher Erfindungskraft virtuos und einfühlsam
zu nutzen: Debra Hays als irrende Zerlina, Carola Guber als verstörte
Elvira und Janet Bartolova als detektivische Anna. Mikhael Lanskoi ist
ein komödiantischer Masetto; mit Man Taek Ha wird der Ottavio zum sängerischen
Erlebnis und endlich ist auch mal ein Komtur mit profundem Bass zu erleben:
Guido Jentjens.
Eine vorzügliche Aufführung wird entsprechend gefeiert, wobei fehlende
Buhs und Bravos für das Regieteam keine prickelnde Premierenstimmung aufkommen
lassen. (frs) |
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