Folklore
Mit Bravour gehen die Niederrheinischen Sinfoniker die so differenziert-vertrackte Ouvertüre an. Kenneth Duryea hält die temperamentvoll-musikalische Herausforderung während der gesamten Aufführung durch, setzt rhythmische Akzente, steuert eine frappierende Dynamik und betont die quasi-volkstümlichen Elemente der dramatischen Smetana-Musik.
Francois De Carpentries entwickelt eine offen-„volkstümliche“ Inszenierung, lässt den revolutionären Hintergrund des gesellschaftlichen Dramas hinten vor, besteht auf naiver Unbefangenheit und positioniert Solisten und Chor im Stil „fröhlichen“ Volkstheaters.
So ist denn auch die Bühne von Siegfried E. Mayer ein Versuch in charakterisierender „Land-Idylle“, ohne provozierend-interpretierende Details, ohne Appelle an das kritische Potential der tschechischen Nationaloper.
Janet Bartolova singt eine kultivierte Marie, Kairschan Scholdybajew einen kühl kalkulierenden Hans: das hört sich gut an, vermittelt aber nicht mehr als operettösen Schöngesang. Und auch der durchaus spielfreudig-stimmsichere Hayk Dèinyan vermag dem Kezal keine gesellschaftlich-relevante Funktion zu geben. Luis Lays lustiger Wenzel singt virtuos im Fach, aber von beklemmender Hilflosigkeit keine Spur. Die Krefelder Solisten – zumal Christoph Erpenbeck als Kruschina – präsentieren ihre Rollen sängerisch kompetent - und der Chor (Leitung: Heinz Klaus) agiert spielfreudig und lässt kollektiven Gesang zum hörenswerten Erlebnis werden.
Das Krefelder Publikum hat große Freude an dem problemlosen Spiel, dankt mit Aufmerksamkeit und freundlichem Applaus. (frs) |