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Fakten zur Aufführung 

DIE TEUFELSKÄTHE
(Antonin Dvorak)
1. Dezember 2007
(Premiere: 29. November 2007)

Kölner Philharmonie


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Dvoraks Ingenium

Dvoraks vielschichtige Musik, präsentiert im akustisch perfekten Raum, eine verquere Geschichte -- eine konzertante Aufführung scheint eine gute Lösung zu sein.

Doch hat auch ein Schwank über die tapsige Ungeschicklichkeit des Teufels, das bodenständige Bestehen eines Schäfers und die selbstbewusste Renitenz einer jungen Frau mehr verdient als partiturgetreues Abspielen der Musik und unkommunikatives Singen.

Gerd Albrecht leitet das WDR-Sinfonieorchester glatt-routiniert, lässt das Ingenium der Dvorak-Musik eher versteckt aufleuchten und lässt trotz aller Dynamik wenig Raum für emotionales Leuchten.

Michelle Breedts Mezzo wirkt zurückgenommen, Peter Mikulas deutet die Möglichkeiten eines Spiel-Bass an – Olga Romanko gibt der schuldhaft-einsichtigen Fürstin eindrucksvolle Sopran-Statur, Arutjun Kotchinian ist ein Bass mit aggressiver Luzifer-Attitüde und Peter Straka zeigt mit seiner engagierten stimmlichen Präsenz, welche Dramatik in Dvoraks Oper steckt.

Zu „Stars“ der biederen Präsentation werden der WDR-Rundfunkchor (Philipp Ahmann) und der Prager Kammerchor (Jaroslav Brych) – sie lassen Dvoraks Musik kraftvoll aufblühen, intonieren Zustimmung, Zweifel und Widerstand mit allen Bemühungen Dvoraks, zum tschechischen National-Komponisten zu werden.

Eine szenische Produktion des Schwanks mit gesellschaftlichem Anspruch – immerhin geht es um spirituelle Divergenzen, um Frauendiskriminierung, um Fragen sozialer Gerechtigkeit -- und es geht um fantastisch emotionalisierende Musik im Wechsel von folkloristischen Verweisen, romantischen Attitüden und Übernahmen „moderner“ Klang-Konstruktionen.

Das akademische Vom-Blatt-Singen, das korrekt-blutleere Musizieren öffnen den Wunsch nach adäquater kommunikativer Umsetzung.

Das erprobte Konzertpublikum in der Kölner Philharmonie nimmt die dramaturgischen Defizite nicht zur Kenntnis, reagiert wie bei einem nicht sonderlich bemerkenswerten Konzert – schade. Eine Chance wird verspielt. (frs)