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Fakten zur Aufführung 

SIEGFRIED
(Richard Wagner)
14. Dezember 2002


Oper Köln


ENDZEIT

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Die Idylle wird zum Grauen, der Jubel zur Depression: Kölns "Siegfried" gerät zum beklemmenden Szenario der postindustriellen Ausweglosigkeit. Robert Carsen inszeniert den "Naturburschen" als Sinnsuchenden in zerstörter Natur, zeigt Mime als schlitzohrigen Schrotthändler, Wotan als schließendlich gescheiterten Paten und Brünhilde als skeptische Braut.

Patrick Kinmoths Bühnenlandschaft ist ein desolater Schrottplatz als Mimes Werkstatt, eine desaströse Ansammlung vernichtete Baumstämme vor Fafners Höhle und eine leere Fläche zwischen rostigen Platten als desolaten Begegnungsort von Siegfried und Brünhilde.

Jeffrey Tate gelingt mit dem fulminanten Gürzenich-Orchester - abgesehen von einigen Einsatzpatzern! - eine faszinierende Performance: die pastoralen Passagen brechen in extreme Dissonanzen, die zerstörten Individuen finden orchestrale Entsprechungen; insgesamt eine selten gehörte Realisierung der Forderung nach "Musik als Kommunikation"!

Gerhard Siegel ist in diesem Kontext als Mime eine überwältigend kaputte Existenz, Christian Franz lebt den Naturburschen mit aller romantisch-gebrochenen Unbefangenheit, Alan Titus ist als Wotan der Machthaber im Hintergrund, unnahbar selbstsicher, aber zutiefst am Ende, und Renate Behle ist schon jetzt die betrogene Brünnhilde. Und alle singen auf höchstem Niveau!

Das Nicht-Premieren-Publikum in Köln ist durchaus begeisterungsfähig und Connaisseurs bestimmen hingebungsvoll den Applaus - doch das moving auf scheinbar freie Plätze nach den Pausen lässt die kultivierte Contenance vermissen. (frs)


Foto: © Thomas M. Jauk