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Fakten zur Aufführung 

KATJA KABANOVA
(Leos Janácek)
19. April 2008 (Premiere)

Oper Köln


Points of Honor                      

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Individuelles Schicksal

Von der Premiere in der Vlaamse Opera über La Scala in Milano gelangt Robert Carsens sophisticated Katja ins Kölner Opernhaus. Da gibt’s keine Sozialkritik, da gibt’s kein kritisches Hinterfragen, da gibt’s höchstens psychologische Annäherungen - die Katja ist eben in einer vertrackten Situation, und wird mit der hysterischen Schwiegermutter, dem schlappen Ehemann und dem windigen Liebhaber nicht fertig. Das Drama transzendiert nicht, bleibt ein einigermaßen spannendes Theater-Spiel mit ästhetisierender Attitüde.

Patrick Kinmonth baut eine abstrakt-assoziationsreiche Bühne mit Stegen und Planken über elementar sedierendem und bedrohendem Wasser, schafft Räume für intensive Schatten-Spiele: Die Bühne wird zur optisch-kommunikativ bestimmenden Regie!

Markus Stenz interpretiert mit dem professionell-perfekten Gürzenich-Orchester ein eindrucksvolles Janácek-Verständnis eigener Art: individuelle Artikulationen statt revolutionär-gebrochener Leidenschaft.

Und so bleibt auch die aggressiv phrasierende Doris Soffel als Kabanicha die einzige Janácek-Interpretin mit Verständnis für die geforderten stimmlichen Exaltationen, herb im Timbre, hoch intensiv im Ausdruck! Die Katja von Rebecca Nash kommt über die Rolle des enttäuschten Mädchens nicht hinaus, singt legato-bewusst ihre Leiden, singt mit eindrucksvoll-flexiblem Sopran, ohne dramatische Effekte zu vermitteln. Albert Bonnema bleibt ein tenoral-bemühter Boris, Hans-Georg Priese ein lyrisch intonierender Tichon, und Viola Zimmermann mit ihrer agilen Stimmlage sowie Daniel Henriks als konservativ-beharrender Dikoj und Hauke Möller als Kudrjas - und sie alle vermögen dem artifiziellen Geschen keine betroffen-machende Emotion zu vermitteln.

Das früher so oft aggressiv kommentierende Premieren-Publikum in Köln reagiert behutsam, applaudiert dem Orchester und den exzellenten Solisten fast euphorisch - hat aber keine Chance, das Regieteam kollektiv zu kommentieren – das ist in der Applaus-Ordnung nicht vorgesehen, schade. (frs)