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Fakten zur Aufführung 

IDOMENEO
(Wolfgang A. Mozart)
17. April 2005
(Premiere: 24.3.05)

Oper Köln

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Gedankenschwer-steril

Es ist ein tiefdurchdachtes inhaltsschweres Konzept: Christof Nel geht es um die Folgen kriegführender Generationen für die Nachfolgenden: Dieser Anspruch wird umgesetzt in artifizielle Konstruktionen (Bühne: Jens Kilian) mit zeitlupenhaften Bewegungen in imaginativen Bildern, die bedeutungsschwanger problematisieren. Die Kontroverse Griechen versus Asien, Aufklärung versus Mythen wird zum – brisanten! – Thema. Doch es werden präsentiert artifizielle Konstrukte, Belegschemata abstrakter Erkenntnisse: weitab von seelischen Eruptionen, distanziert gegenüber den realen Konflikten der tragisch-leidenden Menschen.

Entsprechend die Besetzung und Rollenführung der Personen: Roberto Sacca gibt den Idomeneo im Stil Richard Widemarks, der einen Zerstörer im Pazifik kommandiert; seine Arie – absolut faszinierend! – im Stile des realismo. Viktoria Loukianetz ist als Elektra keine rächende Furie, sondern eine aufklärungsbestimmte Frau mit entsprechend nicht-dramatischer Stimmgebung. Joslyn Rechters (Sopran) Idamantes ist mit den Anklängen an Töne von Altisten oder Countertenören ein faszinierendes Erlebnis. Die Ilia der brillanten Ausrine Stundyte ist in ihrer dramatischen Stimmgebung ein Wunder reduzierter Leidenschaft. Das Regiekonzept besetzt untypische Stimmen, zwingt zu starren Ritualen – wie auch den kollektiv fulminanten Chor: Leidenschaftslos gesteuert zu starren Gesten.

Markus Stenz leitet das Gürzenich-Orchetser Köln stringent zu orchestralem Perfektionismus und deutet äußerst präzis die Vielfältigkeit der Partitur an; doch bleibt es beim analytisch nachvollziehbaren Demonstrieren der Prinzipien der opera seria: Mozarts emotionales Ingenium bleibt, zugunsten kühler analytischer Präzision.

Die Zurückhaltung des Publikums im Kölner Opernhaus ist nicht der üblichen Renitenz geschuldet: sie ist vielmehr Resultat des abgehobenen Regie-Konzepts, das offenbar auf alle Sinnlichkeit verzichtet und nur bei intensiver Vorbereitung zu einem intellektuellen Vergnügen führen kann. Hochachtung für alle Beteiligten, aber: die Zukunft des Musiktheaters liegt nicht in der Beschwörung des Ideendramas. (frs)


Foto: © Klaus Lefebvre