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Fakten zur Aufführung 

ENGEL ODER TEUFEL
(Götz Alsmann)
1.März 2009 (Premiere)

Philharmonie Köln


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Der Mabuse-Putto

„Engel oder Teufel“ – Götz Alsmann macht in der Show mit seiner virtuosen Band gleich klar: Das ist eine Metapher seiner selbst, lustvoll angesiedelt zwischen einem mabuseartigen Zerstörungswahn und einem Putto aus einem präraffaelitischen Monumentalgemälde – und der kauzige Entertainer kann sich über diesen „Witz“ kaum einkriegen.

Aber genug der Häme: Alsmann erfindet die Rolle des „Entertainers“ neu, vermittelt mit Text, Rhythmus und Melodie elementare Gefühle der Liebe, Traurigkeit, des Jubels, der Nachdenklichkeit – bis zur bewegenden Melancholie, greift damit die uralten Prinzipien von Musik und Musiktheater auf.

Als „Jazz-Schlager“ firmieren die vom Klavier geprägten Nummern, unterbrochen durch ironisch kommentierte Phasen der Alsmann-Biografie – die bitteschön nicht als „exakt“ verstanden werden wollen.

Alsmanns enthusiastisches Klavierspiel lässt seine formidable Kenntnis der Nuancen des schier unendlichen Repertoires der „Unterhaltungsmusik“ erkennen. Tendenzen des Bebop, von Rumba und Mambo werden wieder belebt, frühe Schlager werden verarbeitet, Jazz bestimmt den Schlager - und dies alles bestimmt durch die unwiderstehliche Power des Swing.

Alsmann beherrscht das rhythmisch dominierte elektrisierende Klavierspiel in Perfektion, gerät niemals auch nur in die Nähe routinierter Attitüde, vermittelt Leidenschaft und Emotion mit ungebrochener Impulsivität.

Altfrid Maria Sicking (Vibraphon, Xylophon, Trompete), Michael Müller (Bass), Rudi Marhold (Schlagzeug) und Markus Paßlick (Percussion) sind kongeniale Partner, glänzen mit ästhimierenden Soli, setzen spektakuläre musikalische Akzente.

In den Jazz-Schlagern spielen die Texte eine vermittelnde Rolle – genregemäß ist das Alltagsphilosophie in hörbarer Form; ob sie die „Welt verändern“ ist fraglich – aber zumindest können sie dazu beitragen, sie zu ertragen.

Das Publikum in der voll besetzten Kölner Philharmonie ist total involviert, reagiert auf Nuancen in Texten und Melodien, fühlt sich „angenommen“ und feiert den genial-innovativen Entertainer mit geradezu frenetischem Applaus.

Für Freunde von unplugged music allerdings wäre es wünschenswert, die brachiale Lautstärke der amplification zumindest ein wenig (ein wenig) zu dämpfen. (frs)