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Fakten zur Aufführung 

PARSIFAL
(Tom Kühnel/Jürgen Küttner)
13. Januar 2009
(Uraufführung: 21. September 2008)

Schauspiel Köln


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Schuld und Erlösung

Tom Kühnel und Jürgen Küttner stellen – mit dem Material des Parsifal in variierenden Versionen – die (deutsche) Ergründung von Schuld und Erlösung auf die Bühne des Kölner Schauspielhauses. Da spielen zeithistorische Elemente eine Rolle – ihre hochmoralisch engagierten Wortführer (von Brecht über Enzensberger zu Kluge und Dutschke) permanent konfrontiert mit Parzival, Amfortas, Kundry und deren unbegriffen-schuldloser Schuld nebst hilfloser Suche nach „Erlösung“. Das historische Trauma wird zum irritierenden Weg zur zerstörten Gewissheit – aber mit einem nicht-leuchtenden Gral am Schluss. Grandiose Bilder einer verzweifelt-unsicheren Suche nach einer ebenso zweifelhaften „Erlösung“. Eine kommunikative Parsifal-Dekonstruktion mit assoziierenden Verweisen auf die lebensdeutenden Wahrheiten menschlicher Existenz in historischen Zusammenhängen!

Hans Jörn Brandenburg entwickelt dazu eine an Wagner orientierte, Percussion-dominierte Combo-Musik; Max Andrzejewski, Kim Efert, Lisa Glatz und Ewald Gutenkunst vermitteln per virtuos genutzten Instrumenten – Schlagzeug, Percussion, Gitarre, Keyboard, Klavier, Harmonium u. a. – den verfremdeten Mythos tief schürfender musikalischer „Philosophie“.

Jo Schramm stellt auf die von gotik-karikierenden Elementen umstellte freie Spielfläche eine Hebebühne mit dem Lager des Amfortas und kleinräumiger 60er-Jahre-Innenarchitektur – den Impetus der räsonierenden Konzeption deutend und verstärkend.

Mit der naiv-deklamierenden Jennifer Frank als dem „reinen Toren“ Parsifal, dem zu martialischen Leidensausbrüchen fähigen Markus John als Schmerzensmann Amfortas, einem brillant kommentierenden Jürgen Küttner, einen fast stoischen Hilmi Sözer als scheinbar obsiegender Klingsor und einer selbstentäußerungsfähigen Suse Wächter als hemmungslos getriebene Kundry agieren Schauspieler mit höchster Intensität – und nachhaltigem Eindruck!

Geradezu genial die Einführung eines kommentierenden Chors: Die älteren Damen des Kolumba-Chors faszinieren durch vollendet abgestimmten Piano-Gesang, entwickeln sich zum schwebend-surrenden Motor musikalischer Deutung.

Das Publikum im Kölner Schauspielhaus lässt sich ein auf die angedeuteten Vorlagen, das exaltierte Spiel, die gebrochenen musikalischen Elemente - folgt gespannt und feiert die Akteure mit lang anhaltendem Applaus! (frs)

Wertung Spiel: