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Fakten zur Aufführung 

TANNHÄUSER
(Richard Wagner)
15. Februar 2003 (Premiere)


Staatstheater Kassel


KÄLTE

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Roberto Paternostro intoniert mit dem exakt aufspielenden Kasseler Orchester sehr eingängige Musik, lässt bei den Arpeggien und den atonalen Brüchen der Verdammung dramatische Tupfer zu.

Ein Rundhorizont mit abzweigendem geschwungenen Raumelement - und einer Turnhalleninstallation mit einholmigen Barren als "teure Halle": Carl Friedrich Oberles triste Konstruktion vermittelt gnadenlose Kälte.

Rosamund Gilmore choreographiert: eine gefühlskalte Gesellschaft mit abgehackten ritualisierten Gesten im Venusberg, auf der Wartburg, im Pilgerzug; Tannhäuser als ambivalenter Filou, Wolfram als indifferenter Moderator - allein Elisabeth als liebesfähige Frau, die chancenlos ihren Gefühlen folgt; am Ende ein Wenig Hoffnung: da stehen wie mit Laubwedeln, Tannhäuser schreitet aufwärts. Die gesellschaftskritische Analyse vermag keine Emotionen freizusetzen, Oper als "Sensibilisierung für Gefühle" ist - wenn überhaupt dialektisch zu reflektieren.

Unter diesem einengenden Konzept bleibt den Solisten nicht viel Spielraum für hinreißende Performance, zumal die Stimmen nicht zu faszinieren vermögen: allein das Gebet gelingt Wiebke Goetjes mit einiger Anrührung; Hendrik Vonk sucht sein Format, zu sehr muss er stemmen, Ausgewogenheit zu finden wird ihm schwer, das Legato fehlt - dem "netten Kerl" bleibt seine sympathische Ausstrahlung und die Suche nach dem Sitz der Stimme! Gesanglich ist Tito You der Star des Abends mit kraftvoll-weich strömendem Bariton. Das übrige Ensemble bleibt blass, der Chor klingt breiig.

Proteste des Publikums bleiben aus, doch ist der Beifall verhalten - die erforderliche anschließende Auseinandersetzung mit der gebotenen Oper ohne Sinnlichkeit vermag keine spontanen Leidenschaften freizusetzen. Die Erinnerung an Kassels Wagner-Kult in den 70er und den "Ring" in den 9oer Jahren relativiert das aktuelle Angebot! (frs)