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Fakten zur Aufführung 

HARLEY
(Edward Rushton)
12. Juli 2007
(Dt. Erstauff.: 23.6.07)

Staatstheater Kassel

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Oper, ironisch

Das ist ein Ding: Auf der Bühne das nachgestellte Bild des Gemäldes einer vierköpfigen Industriellen-Familie im viktorianischen Stil, davor Museumswärter, Besucher und Kuratorin. Da wird über Kunst schwadroniert, die Nähe zur diesjährig extrem pseudo-kommunikativ verschatteten documenta XXII ist überdeutlich, doch von aktuellen Anspielungen keine Spur! Wenn das nicht britischer Humor ist!

Die Familie auf dem Bild löst sich natürlich auf, kommuniziert mit der Außenwelt – und selbst der sittenstrenge Patriarch erfüllt sich am Ende seinen verborgenen Wunsch: Das neu-entstandene Gemälde präsentiert ihn auf einer Harley! Wenn die Irritation des Operntitels nicht auch Ironie at its best ist!

Edward Rushtons pointillistisch-malende Musik insinuiert das Flair einer englischen Boulevard-Komödie, erschöpft sich aber in ennervierenden Wiederholungen des Immergleichen und verliert den Spannungsbogen – da hat auch Jens Troester mit dem bestens aufgelegten Orchester des Staatstheaters Kassel keine Chance, musikalische Funken sprühen zu lassen.

Für Volker Schmalöers variantenreiche Regie gilt gleiches: irgendwann ist das kommunikative Repertoire der Gemälde-Figuren untereinander und mit den Ausstellungsbesuchern ausgeschöpft und es kommt zum lähmenden Rekapitulieren.

Daniel Roskamp hat da eine vergleichsweise unproblematische Herausforderung: Sein Bühnenbild reproduziert ein Familien-Gemälde im Groß-Format – und das trägt über die langen zweieinhalb Stunden.

Kassels Ensemble ist voll dabei, darstellerisch und stimmlich: Stefan Adam gibt dem Gustavo Escudero voluminösen Bass-Bariton, verkörpert einen formbaren Patriarchen. Lona Culmer-Schellbach gibt der Familien-Mutter Ester darstellerisch und stimmlich überzeugende Statur ohne unangemessenen aplomb.

Janos Ocsovai gibt den eher renitenten Sohn mit Verve, und Maria Hilmes ist eine emanzipations-suchende Tochter Lili, stimmlich brillant-ausdrucksstark, mit überzeugender Ausstrahlung. Stephen Owen gibt einen kunst-verbundenen Museumswärter mit großer Stimme und viel Engagement; bleiben Derrick Ballard als weiterer Museumswärter, Elisabeth Herrmann in diversen Rollen und Barbara Cramm vor allem als Kunstprofessorin – zu erleben ist ein engagiert-kompetentes Emsemble, das aus den Vorgaben herausholt, was herauszuholen ist.

Im Kasseler Opernhaus – gut besetzt – goutiert ein durchaus animiertes Publikum das procedere eines musikalischen Ablaufs, der als sophisticated wohl treffend charakterisiert ist. (frs)


Foto: Dominik Ketz