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Ohne Folklore
Schräge Wände liegen diagonal über der Bühne, evozieren Gefühlswerte der
Zigarettenfabrik, der Schmugglerkneipe, der Felsenlandschaft, der Stierkampfarena
(Wolf Münzner), lassen Raum für großflächige Aktionen.
Wolfram Mehring inszeniert ein Spiel von Chaos und Ordnung, konfrontiert
divergierende Lebensentwürfe, zeigt Carmen ohne Chance, ihre Tabufreiheit
auszuleben.
Theatralisch von besonderem Reiz: der Widerspruch veristischer Bühne und
eher zurückhaltendem Gesang: Lona Culmer-Schellbach ist keine Baltsa,
interpretiert die Carmen im Rahmen des Regie-Konzepts auf ihre Art hochintensiv,
ebenso der Jose Alfred Kims, der Escamillo Tito Yous und die eher überdramatische
Micaela Petra Schmidts.
Das Orchester des Staatstheaters Kassel kommt unter Marc Piollet zurückgenommen
daher, intoniert sängerfreundlich, akzentuiert sensibel mit gelegentlichen
fast brutalen Ausbrüchen.
Für das Publikum scheint das Konzept ideal: klare Erzählstrukturen, ausgewogen
in Gesang, Spiel und Orchesterklang - das Haus ist voll besetzt und feiert
"seine" Oper! (frs) |
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