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Fakten zur Aufführung 

LA TRAVIATA
(Giuseppe Verdi)
18. Dezember 2010 (Premiere)

Badisches Staatstheater Karlsruhe


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Vom Schmerz der großen Liebe

Es wird einfach schön gestorben in der Fächerstadt, wenn Hausherr Achim Thorwald am Badischen Staatstheater Karlsruhe seine Sicht von Verdis Oper La Traviata vorlegt. Erwartbare Bilder mögen konventionell erscheinen; keine hergeholten Modernismen oder verstörende Figurenzeichnungen stören des Zuschauers Vorstellungen von einer Traviata. Aber innerhalb dieses geschmackvollen Rahmens in maßvoller Handschrift bekommt der Kunde eine wunderbar bekömmliche Inszenierung im Bühnenbild von Christian Floeren mit den Kostümen von Ute Frühling serviert, deren Glanz aus dem Zusammenklang von Musik aus dem Graben und prächtigen Sängerleistungen auf der Bühne entsteht.

Überraschen mag der Beginn, denn zur Ouvertüre liegt eine sieche Violetta Valéry im Bett. In schmerzvoller Erinnerung an die schönen Tage ihrer Begehrtheit holt sie ihr Liebes- und Abendkleid unter dem Kopfkissen hervor und zieht es sich über, als ob sie dem Tode trotzen könnte. Der kommt zweieinhalb Stunden später, wenn die Drehbühne dann das Sterbelager wieder herbeigeholt haben wird. Dazwischen schwungvolle Partyszenen vor großbürgerlicher Kulisse und natürlich die helle Landhausterrasse mit Korbmöbeln, wo Alfredo seine Violetta unbeschwert lieben will. Doch in seiner Verblendung bemerkt er zweierlei nicht: Violetta müsste eigentlich schon Privatinsolvenz anmelden, und sein herrischer Herr Papa hat was gegen die Liebe seines Sprösslings. Die passt ihm nicht in den bürgerlichen Komment, und „La Traviata“ entsagt ihrem Alfredo. Am Ende kann nicht einmal ein vorbildlicher Hausarzt etwas gegen ihre Schwindsucht tun.

Ina Schlingensiepen singt und spielt die Titelpartie vorbildlich; Violetta, die Kurtisane, will endlich auch einmal richtig lieben und rückhaltlos geliebt werden. Diese Sängerin, rank und schlank und mit einem farbenreichen, modulationsfähigen lyrischen Koloratursopran gesegnet, erfüllt diese Figur so ausdrucksstark zwischen Schmerz und Glück, Liebe und Entsagung, dass manche Träne aus Zuschauers Auge perlt. Damals vor bald 150 Jahren fiel die Uraufführung in Venedig auch deshalb durch, weil die Titelsängerin ob ihrer Körperfülle in Sachen Lungenleiden eine Glaubwürdigkeitslücke aufwies. Auffallend schön die Tenorstimme von Bernhard Berchtold als Alfredo, die den geborenen Mozart-Sänger verrät. Ihm gibt diese Verdi-Partie Gelegenheit, die Gesangslinie mit feinen Registern aufzuladen, und die Spitzentöne singt er aus, aber ohne Gewalt. Publikumsliebling ist auch Walter Donati mit kernigem Kavalierbariton als herrischer Vater, der seinem Sohn sagt, was Sache zu sein hat und erst am Ende merkt, dass ein Vater-Sohn-Verhältnis anders gestaltet werden könnte. Auch die mittleren und kleineren Partien sind sehr gut besetzt.

Aus dem Graben lässt die Badische Staatskapelle im Dirigat von Justin Brown fein durchgezeichnete Linien hören, aus denen bei Bedarf Explosivität und prächtige Zuspitzung erwächst. Das hohe musikalische Niveau erfüllt auch der große Chor (Ulrich Wagner). Der riesige Premierenbeifall galt einer sauber durchinszenierten und musikalisch ausgezeichneten La Traviata.

Eckhard Britsch

 











Fotos: Jacqueline Krause-Burberg