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Fakten zur Aufführung 

DER ROSENKAVALIER
(Richard Strauss)
10. Juli 2010 (Premirere)

Badisches Staatstheater Karlsruhe


Points of Honor                      

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Mit entsagungsvoller Würde

Dieser Rosenkavalier von Richard Strauss in der Inszenierung von Dominique Mentha gefällt – unter anderem - deshalb, weil er die Philosophie des Hauses, das Publikum nicht etwa durch allzu gewagte Sichtweisen zu irritieren, mustergültig umsetzt. Bühne, Kostüme und Personenführung wirken „klassisch“, aber völlig entspannt, weil entschlackt. Licht und hell kommt die Komödie für Musik daher, fein abgestimmt in der Figurenzeichnung und getragen von einer optimalen Besetzung in Spiel und Gesang. Oktavian gönnt sich die berühmte Zigarette danach, die Fürstin hat ihren Spaß im Himmelbett. Gedanken an Vergänglichkeit werden verdrängt. Derb und grob dann der Kontrast im dritten Akt, denn dieser Ochs von Lerchenau, ein eher gutmütiger als wüster Lebemann, der die Manieren seiner Herkunft und Erziehung gründlich vergessen hat, wird durch ein nicht gerade feines Intrigenspiel unbarmherzig decouvriert. Da werden die Gegensätzlichkeiten der Opera buffa wie im Volkstheater bildhaft ausgekostet. Bühne (Christian Floeren), Kostüme (Ute Frühling) und Licht (Stefan Woinke) fangen den Zauber des Verliebtseins ebenso optimal ein wie den Spott über die Wiener „gute“ Gesellschaft.
Heiter ist das Spiel, doch ernst des Lebens Sinn. Von Liebe allein kann niemand leben, denn die ist flüchtig, wie auch die Blüte einer Jugend der Reife des Alters weichen muss. Die „Feldmarschallin Fürstin Werdenberg“ muss sich im Rosenkavalier dieser Erkenntnis stellen, aber in Karlsruhe tut sie das mit entsagungsvoller Würde, ja mit anmutender Innigkeit. Durchaus verständlich, dass ein junger Bursche wie Oktavian dieser Fürstin voller Leidenschaft den Hof macht. Aber die Jugend ist sprunghaft, eine bezaubernde Sophie kommt dazwischen, und die Liebe entwickelt ihre naturhafte Eigendynamik.
Stürmisch gefeiert wurde Daniela Sindram in der Hosenrolle des Oktavian. Die ranke Eleganz der Erscheinung und ihr alle Facetten dieser Partie ausleuchtender Mezzo lassen diese Sängerin als Idealbesetzung erscheinen. Eine edle Aura gibt Christina Niessen der Fürstin Werdenberg, von leichter Melancholie umflort und von ausgezeichnet geführtem Sopran beflügelt. Als Ochs von Lerchenau trumpft Jürgen Linn auf, wenn er diesen Baron auch in der anzüglichen Derbheit und lustvollen Säuferei „menschlich“ wirken lässt; sein prächtiger Bariton bleibt dabei immer beweglich. Die Sophie findet in Ina Schlingensiepen eine feine Besetzung, die naive Anmut und helle Koloraturen vereint. Zudem atmen die mittleren und kleineren Partien sowie Chor (Ulrich Wagner), Kinderchor und Statisterie aus der Passgenauigkeit dieser schönen und mit feinen Details abgeschmeckten Inszenierung.
Aus dem Graben lässt Generalmusikdirektor Justin Brown die Badische Staatskapelle lustvoll aufspielen, um die farbenreiche Musik von Richard Strauss auszukosten. Dass er die Einleitungstakte mit fiebrigem Temperament nimmt, scheint Programm, umso kontrastreicher dann auch musikalisch die Gegensätze zu situativer Komik, illustrativem Überschwang und zarter Intimität.
Das Premierenpublikum war sehr beeindruckt und entsprechend beifallsfreudig.

Eckhard Britsch









 
 
Foto: Jacqueline Krause-Burberg