Triumph des Glaubens
Musik, Gesang, Bühne, Kostüme und Darstellung verschmelzen zu einem faszinierenden Hymnus barocker Frömmigkeit. Peer Boysen schafft Bilder intensivster Imagination: Er baut eine Bühne im strahlenden Weiß römischer Repräsentationsarchitektur mit umlaufenden schwarzen Stufen. Er präsentiert die Figuren der bewegend-alternativen Ostergeschichte in üppigen barock-stilisierenden Kostümen, versetzt die Personen in artifiziell-bedeutungsvolle Zusammenhänge und ergänzt das kontemplativ-dramatische Geschehen durch Tänzer als Allegorien für Schmerz, Leid und Tod. Dass Maddalena, Maria Cleofa und Johannes unverbrüchlich auf Jesu Auferstehung vertrauen, wird zu einem Triumph des Glaubens - gegen die Todes-Macht Lucifers.
Die Deutschen Händel-Solisten vermitteln unter dem souverän agierenden Michael Hofstetter einen permanent vibrierenden Klang mit deutlicher Artikulation der Instrumentengruppen, mit latenter Spannung auch in den retardierenden Passagen, mit emotionalisierender Dynamik und bezwingenden Tempo-Wechseln.
Tobias Schabel spielt und singt den Lucifero als den vergeblich auf Sieg hoffenden „gefallenen Engel“, Kirsten Blaise gibt dem Angelo stimmliche Gegen-Kraft und mit Heidrun Kordes (Maddalena), Bernhard Berchtold (San Giovanni) und dem Counter Kai Wessel (Cleofe) sind vibratolos-barocke Stimmen der internationalen Extraklasse zu hören - oratorienhaft überhöhte Stimmen der von innen kommenden Kraft des Glaubens.
Die Karlsruher szenische Version des Oratoriums aus der Rom-Zeit Händels beeindruckt ein aufnahmebereites Publikum zutiefst. Das ist kein Oratorium im sakralen Raum, doch die Botschaft des obsiegenden Glaubens hinterlässt Wirkungen.
Die 30. Karlsruher Händel-Festspiele sind mit diesem stupenden Meisterwerk von Kunst und Religiosität in Dimensionen vorgestoßen, die jegliche Überlegungen über Reduktionen als Sakrileg erscheinen lassen! (frs)
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