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Fakten zur Aufführung 

LA CENERENTOLA
(Cioacchino Rossini)
14. Juni 2003


Hochschule für Musik
Karlsruhe



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Lesen Sie dazu auch den Bericht "Wie kommt der Sänger auf die Bühne?"

Der Traum vom Märchenprinz


Der Vorhang verdeckt die Bühne nur halb, zu sehen ist ein kahler Wald mit einer Bank. Ein distinguierter Herr reicht einem Mädchen ein Buch. Sie fängt an zu Lesen, vertieft sich in das Geschehen, beginnt zu träumen.... und landet als Cenerentola in Rossinis lebhafter Aschenputtelversion.

In der Inszenierung von Andrea Raabe findet die eigentliche Handlung in einer verrückten Märchenwelt statt. Dies wird unterstützt von Tobias Dinslages schlichtem Bühnenbild: Ein Haus wird durch eine weiße Wand und eine schiefe Treppe angedeutet, im Palast des Prinzen befinden sich nur ein Porträt des Herrschers, zwei Stühle, ein Leuchter und ein Tisch. Doch: alles ist verkehrt herum! Hinzu kommt gezielter Lichteinsatz um Stimmungen zu erzeugen.

Aufgrund der schlichten Bühne und den wenigen Requisiten mussten die Darsteller besonders überzeugend wirken. Dies gelang Helen Lokuta als Angelina (Cenerentola) durch Mimik und Gestik. Auch ihre warme Stimme passte zu dem gutherzigen Aschenbrödel. Den Stereotyp der bösen Stiefschwestern haben Aaselinde Wiland und Sofia Kallio dargestellt: überzeugt von sich selbst, zickig und keifend. Dae-Hee Shin als Don Magnifico fiel vor allem durch seinen Gesang als auch durch die Fähigkeit auf, verschiedene Stimmungen sehr gut darzustellen. Der Prinz ist direkt dem Märchenbuch oder Kinderspielen entstiegen, insbesondere seine weiße Papierkrone ist bezeichnend. Er wurde von Dong-Won Kim als warmherziger Mensch dargestellt, dem es leider manchmal an Durchsetzungskraft fehlte. Diese hatte er jedoch mit seiner klaren warmen Stimme. Der Philosoph Alidoro (Marc Kugel) leitet als reale Person durch das Geschehen in Angelinas Träumen.

Die Unterscheidung zwischen realen und irrealen Figuren zeigt sich nicht nur im Bühnenbild und an den Kostümen, sondern auch an einem weiß geschminkten (Clowns-)Gesicht, welche die imaginären Personen auszeichnet.

Das Orchester der Hochschule für Musik Karlsruhe unter der Leitung von Alicja Mounk wirkte im Allgemeinen flott, müsste teilweise jedoch kerniger spielen, um den Rossini-Charme richtig auszukosten. Zudem merkte man, dass die Musiker es nicht gewohnt sind Sänger zu begleiten.

Die Handlung der Oper wurde durch die Sänger sehr schön dargestellt. Kleine Gesten, Mimiken oder komische Einlagen lockerten das Geschehen auf und sorgten für herzliche Lacher. Sehr erfrischend wirkte der Enthusiasmus der Sänger und Musiker, der auch eventuelle Schwächen in der künstlerischen Darstellung wettmachte. Übertrieben war manchmal nur die Einfältigkeit des Vaters und die stereotype Behandlung der Märchenfiguren. Außerdem war es verwirrend, dass sich das umgekehrte Bühnenbild im Schloss nach der inhaltlichen Richtigstellung nicht ebenfalls änderte und der Prinz nach seinem Übertritt in die reale Welt weiß geschminkt blieb.

In den Pausengesprächen konnte man teilweise kritische Stimmen zu dem Bühnenbild hören, am Ende spendete das Publikum aber begeistert Beifall. (mf)