Fundus   Kommentar    Backstage     Medien     Medientipps     Kontakt     Impressum    Wir über uns  
   Dossier    Kleinanzeigen     Links     Facebook     Partner von DuMont Reiseverlag  
     

Fakten zur Aufführung 

CARMEN
(Georges Bizet)
26. Oktober 2003


Badisches Staatstheater Karlsruhe




Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Chat-Faktor


Rezensionen-Archiv

Aufführungen nach Name
Aufführungen nach Ort


 
 

zurück       Leserbrief

Berechnende Freiheit

Das Bühnenbild von Christian Floeren ist schlicht: Ein großes Podest, wahlweise als Dorfplatz, Schankfußboden oder nackte Erde fungierend, und ein paar Holzstühle sind die einzigen dauerhaften Elemente in dieser Inszenierung. Hinzu kommen je nach Bedarf ein Krämerwagen, ein paar Tische, ein rostiges Fass oder ein Plakat. Die Seitenwände sind ganz in schwarz gehalten und der Hintergrund ist abwechselnd rot, schwarz oder grün. Doch trotz dieses sparsamen Bühnenbilds kommt nie der Gedanke auf, es würde etwas fehlen.

Auch die Kostüme (Ute Frühling) passen zu diesem zurückhaltendem Bühnenbild. Die Frauen tragen schlichte Kleider, die Männer abgetragene Hosen, Hemden und Anzüge und die Soldaten die obligatorischen grau-grünen Anzüge. Zeit und Raum spielen keine große Rolle, und es entsteht, insbesondere im ersten Akt, der Eindruck eines alltäglichen Geschehens.

Umso wichtiger sind die Darstellungen der Sänger. Ewa Wolak verkörperte eine selbstbewusste, allerdings auch berechnende Carmen. Ihre Handlungen wirkten sehr bewusst und nicht durch die Liebe zu Don José hervorgerufen. Ihre Beziehung zu Escamillo schien von Geltungssucht bestimmt zu sein. In den Gesangspartien wirkte die Mezzosopranistin in den tiefen Lagen etwas rau, was sie jedoch durch ihre kraftvolle Stimme in den höheren Partien wieder ausglich. Mauro Nicoletti (Don José) überzeugte in seiner Rolle als eifersüchtiger Liebhaber. Es wurde sehr schön deutlich, wie er, ohne es zu wollen, in eine Verhängnisvolle Lage geriet, und die Auftritte von Micaela veranschaulichten, wie anders sein Leben hätte verlaufen können. Marianne Kienbaum-Nasrawi charakterisierte als Micaela die eigentlich passende Gefährtin für Don José. Mit ihrer Darstellung und ihrem Gesang verdeutlichte sie den Unterschied zwischen sich selbst und der freiheitsliebenden, ungebundenen Carmen und begeisterte so das Publikum. Edward Gauntt wirkte prädestiniert für die Rolle des egozentrischen Stierkämpfers, und auch er trug dazu bei darzustellen, wie wenig Don José in die Welt der Carmen passt.

Die Badische Staatskapelle wurde von Uwe Sandner dirigiert. Er betonte neben den allseits bekannten und beliebten Melodien besonders in der Ouvertüre die militärischen Elemente der Musik. Nur im Finale wünschte man sich eine stärkere Betonung zwischen den Gegensätzen des Jubelgeschreis und der Dramatik von Carmens Tod.

Die allgemeine Zustimmung zu dieser Inszenierung spiegelt sich in den Verkaufszahlen wieder - seit der Premiere im November 2002 waren fast alle Vorstellungen ausverkauft. Auch von dieser Aufführung zeigte sich das Publikum des vollbesetzten Hauses begeistert. (mf)




Fotos: © Jacqueline Krause-Burberg