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Fakten zur Aufführung 

NABUCCO
(Giuseppe Verdi)
9. Januar 2009
(Premiere: 19. September 2008)

Theater Hof


Points of Honor                      

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Große Oper in Oberfranken

Neun ausverkaufte Vorstellungen in Hof, dazu vier Abstecher in der Region – jetzt eine Zusatz-Aufführung im vollbesetzten wunderschönen Opernhaus in Hof: Da stellt sich die Frage nach den Gründen für einen solchen Publikumserfolg in einer eher opernfernen Region.

Da ist zunächst die offenbar begeisterte Liebe zu dem 1994 eingeweihten Haus, eine kleine „Aalto-Oper“ in Oberfranken, und das kulturelle Klima in Hof (das wird u. a. durch die Hofer Filmtage nicht nur von außen wahrgenommen!). Dazu kommt eine jahrelange subtile Pflege unterschiedlichster Formen des Musiktheaters – begleitet von viel Kommunikation mit dem Publikum und Kooperationen mit wichtigen mittelstädtischen Institutionen, d.h. permanenten Kontakt zur potenziellen „Opern-Szene“.

Aber, bitte, es ist auch der ganz eigene Erfolg einer spezifischen Produktion - nachvollziehbare Handlung, eindeutige Bilder, Verdis Musik und großartiges Singen.

Robert Swedberg inszeniert im rot-schwarzen Oratorien-Stil den Widerspruch zweier Kulturen, ideologisiert nicht den Clash of Civilizations, verliert sich aber auch nicht in verrätselnde Psychologismen, vermittelt nachvollziehbare Konflikte - und, nicht zuletzt, gibt spirituelle Hoffnung. Kritisch angemerkt: Der Chor bewegt sich schematisch, die Personenführung ist eher statisch.

Thomas Mogendorf stellt zwei monumentale mosaische Gesetzestafeln auf die Bühne, die durch Drehungen zu assyrischem Baal-Heiligtum und Thron werden - gegensätzlich in Schwarz und Rot-Gold mit deutenden Licht-Effekten, entsprechend den konsequent schwarz-rot kontrastierenden schlicht-typisierenden Kostümen von Barbara Schwarzenberger.

Die Hofer Symphoniker intonieren unter Karl Prokopetz einen fulminanten Früh-Verdi-Klang, aufwühlend, spektakulär in den wechselnden Phasen des Aufruhrs, zuverlässig in der orchestralen Umsetzung – aber mit knalligem Blech und ballerndem Schlagwerk und schrillen Flöten – und bisweilen in Konflikt mit dem Bühnen-Gesang.

Das Sänger-Ensemble beeindruckt durch authentische Kompetenz: Stefanie Rhaue gibt mit stimmlicher Varianz eine ambivalente Fenena; Chong Sun ist ein zerrissener Ismaele mit ausdrucksvoll-hellem Tenor; Bettine Kampp fasziniert mit dramatisch wechselndem Mezzo als intrigante Abigaille; Wieland Satter setzt seinen ausdrucksstark-voluminösen Bass zur Charakterisierung des unbeugsam-fundamentalistischen Zaccaria ein, vermag aber durchaus zweifelnde Nuancen stimmlich souverän zu vermitteln; Anton Keremidtchiev (als Gast) fasziniert mit voluminös-wandlungsfähigem Bass-Bariton, beeindruckend in kraftvoller Mittellage, hundertprozentig sicher in den ausdrucksstark durchgehaltenen Höhen, von großartiger stimmlicher Ausstrahlung. Mit Karsten Schröder als Oberpriester, Thilo Andersson als Abdallo und Ingrid Katzengruber sind vorzügliche Sänger-Darsteller in den Stichwort gebenden Rollen zu hören und zu sehen; der Opernchor des Theaters Hof (Leitung Michel Roberge) vermag die Imagination des Va pensiero angemessen zu vermitteln, doch fehlt die hymnische revolutionäre Kraft.

Das enthusiasmierte Publikum im großartigen Hofer Theater hat offensichtlich die Goethe-Sentenz von „der Handlung, die auf eine noch wichtigere deutet“ - nachzulesen als Bodenskulptur-Leuchtschrift im Eingang des Theaters – nachhaltig verinnerlicht, verfolgt die Nabucco-Deutung mit Nachdenken, ist tief beeindruckt von der exzeptionellen Leistung „seines“ geliebten Theaters. Diese Symbiose von Publikum und Theater ist ein beispielhaftes Phänomen, ein – erarbeitetes – Glück für die Region! (frs)
 








 
Fotos: SFF Fotodesign