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Fakten zur Aufführung 

ON THE TOWN
(Leonard Bernstein)
27. März 2010
(Premiere: 21. November 2009)

Theater für Niedersachsen, Stadttheater Hildesheim


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Die Stadt, die niemals schläft…

Davon erzählt Leonard Bernsteins erstes abendfüllendes Musical On the Town, uraufgeführt 1944 in New York. Die drei Matrosen Gabey, Ozzie und Chip haben 24 Stunden Landurlaub, die sie dazu nutzen wollen, die Stadt für sich zu entdecken und dabei möglichst auch die Damenwelt kräftig aufzumischen. Gerade angekommen, ist Gabey der erste, der sich verliebt – wenn auch zuerst nur in ein Plakat, das das Gesicht Ivy Smiths zeigt, die „U-Bahn Mädchen des Monats“ ist. Die Suche nach der Unbekannten beginnt und ist erfolgreich. Auch die anderen beiden finden die Dame ihres Herzens, Ozzie die etwas spröde Anthropologin Claire, Chip die ebenso handfeste wie liebevolle Taxifahrerin Hildy. Ein Tag und vor allem eine Nacht in New York beginnt, das temperamentvolle Nachtleben zieht alle in seinen Bann – bis sich die Wege wieder trennen, weil die Matrosen wieder auf ihr Schiff zurückkehren müssen.

Die Idee zu diesem Musical ist durch die Komposition des Balletts Fancy Free entstanden, das der Choreograph Jerome Robbins geschaffen hatte. Bernstein schrieb die Musik zu diesem nur halbstündigen Stück und entwarf kurz danach zusammen mit dem Choreographen Pläne, daraus einen ganzen Abend zu entwickeln. Die Texte schrieben Betty Comden und Adolph Green. Bernsteins Musik ist in diesem frühen Stück schon ganz bei sich angekommen – Schwindel erregende Taktwechsel, rhythmische Präzision, farbenreiche Instrumentation und eine bemerkenswerte Verknüpfung zwischen Jazz und traditionellen Satzelementen. Das macht an diesem Abend nicht zuletzt deshalb großen Spaß beim Zuhören, weil das Orchester des Theater für Niedersachsen unter der Leitung von Barbara Wild diese heikle Aufgabe mit großer Prägnanz und Spielfreude umsetzt.

Regisseur Craig Simmons erzählt die Geschichte genauso temperamentvoll, wie Bernsteins Partitur es vorgibt, zieht mit einer Fülle ebenso passender wie detailgenauer Einfälle alle Register seines Könnens, und Simmons versteht, zumindest im Musical, sein Handwerk ganz genau. Steffen Lebjedzinski schafft ihm dafür Bühnenbild und Kostüme, die ebenso dezent wie wirkungsvoll das Flair einfangen.

Das Theater für Niedersachsen unterhält eine eigene Musicalcompany, die pro Spielzeit drei bis vier Produktionen herausbringt. Den jungen Sängerinnen und Sängern auf der Bühne zuzuschauen, macht einfach große Freude, das hat Witz, Charme und verbreitet ungetrübte gute Laune. Fredrik Wickerts, Frank Brunet und Jens Krause als Matrosen verkörpern ihre Rollen ebenso glaubhaft wie Maureen Wise (Hildy), Michaela Linck (Claire) und Merle Hoch (Ivy) die auserwählten Damen.

Knapp vier Monate nach der Premiere spielt die Produktion noch immer vor ausverkauftem Haus, das Publikum lässt sich von den vielen Funken, die von der Bühne ausgehen, anstecken und applaudiert am Ende mit großem Beifall. Da passte es nur umso besser, dass Frank Brunet aus dem Ensemble in den Schlussapplaus hinein eine kurze Ansprache zum Welttheatertag hielt – „Theater muss sein“ lautete zum Schluss die Devise, und das Hildesheimer Publikum sieht das offenbar ganz genau so.

Christian Schütte

 







Fotos: Theater für Niedersachsen