Fundus   Kommentar    Backstage     Medien     Medientipps     Kontakt     Impressum    Wir über uns  
   Dossier    Kleinanzeigen     Links     Facebook     Partner von DuMont Reiseverlag  
     

Fakten zur Aufführung 

DIE FLEDERMAUS
(Johann Strauß)
28. Februar 2010
(Premiere: 13. Februar 2010)

Stadttheater Hildesheim


Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Chat-Faktor


Rezensionen-Archiv

Aufführungen nach Name
Aufführungen nach Ort


 
 

zurück       Leserbrief

Ein Käfig voller Narren?

Gedanken an den Film aus den 70er Jahren oder auch an das Broadway-Musical kommen durchaus auf bei der Neuproduktion der Operette aller Operetten, die Volker Vogel jetzt für das Stadttheater Hildesheim (Theater für Niedersachsen) erarbeitet hat. Alfred wird im 1. Akt in einer Art überdimensioniertem Vogelkäfig von Gefängnisdirektor Frank abgeführt, einige dieser Käfige finden sich dann im dritten Akt als Gefängniszellen wieder. Und alle sind ein wenig närrisch auf der Bühne. Volker Vogel inszeniert die Geschichte mit großer Dynamik und viel Energie auf der Bühne, ein großer Spannungsboden, der bis zum Ende anhält – auch wenn zwischendurch immer mal wieder Kleinigkeiten auftauchen, die ein wenig übertrieben scheinen, etwa die allzu schrullig kostümierte Gesellschaft von Verrückten beim Prinzen Orlofsky. Dietrich von Grebmer baut dafür einen schnörkellosen Raum, mit mehr oder weniger blumigen Tapeten beklebte Wände teilen diesen auf und machen ihn flexibel wandelbar – im dritten Akt dann die Käfige. Das alles ergibt überwiegend schön anzusehende Bilder, manche Details der Regie leuchten nicht ganz ein, aber insgesamt kann Volker Vogel sein Ensemble nicht nur zu dem Maß an Verrücktheit inspirieren, das er offenbar in diesem Stück fest verankert sieht, sondern vor allem zu einer ungebrochenen Spielfreude und einem Temperament, dass eine wunderbare Entsprechung zu Strauß’ Partitur bildet.

Die geht Matthias Wegele gleich mit den ersten Tönen der Ouvertüre forsch und zackig an. Er kann das Orchester des Stadttheaters zwar keineswegs frei von Wacklern und Patzern halten, animiert seine Musiker aber gleichwohl zu einer ungemein dynamischen Wiedergabe. Das hat Esprit und klingt federleicht, was da aus dem Graben kommt, wenn die Bühne da nicht immer exakt mit zusammen geht, ist das zwar schade, tut dem Abend aber nichts ab.

Das liegt sicher auch am durchweg quicklebendigen Ensemble. Anabelle Pichler wirkt eine Spur zu dramatisch als Rosalinde, setzt ihren großen, klangschönen Sopran aber dennoch gekonnt zu starken Akzenten ein. Drummond Walker beherrscht durch seine Bühnenpräsenz die Aufführung, gibt einen sehr charismatischen Eisenstein – und stattet ihn mit ebenso persönlichkeitsstarken Tönen eines Tenors aus, der hörbar aus dem Heldischen kommt (er gab in Hildesheim vor ein paar Jahren den Tannhäuser). Stephanie Elliot liefert als kecke Adele punktgenaue Koloraturen, Uwe Tobias Hieronimi mit seinem charakterstarken Bariton einen sehr sympathischen Gefängnisdirektor Frank. Eine ungewöhnliche, aber nicht uncharmante Idee der Regie ist es, dass Prinz Orlofsky und Dr. Falke zarte erotische Bande knüpfen – Doris Pohl und Roman Tsotsalas singen und spielen das mit größter Freude. Jorge Garza als Alfred, Jan Kristof Schliep als Dr. Blind, Jörg Heppe als Frosch und Luise Hecht als Ida ergänzen das Hildesheimer Ensemble, das einmal mehr seine große Geschlossenheit unter Beweis stellt.

Dem Publikum hat das alles sehr gefallen, die manchmal allzu lautstarken Kommentare und Gefallensbekundungen störten allerdings etwas. Begeisterter Beifall für alle Beteiligten.

Christian Schütte

 





 
Fotos: Andreas Hartmann