Verwechlungskomödie
Dirk Aleschus ist ein gravitätischer van Bett – physisch dominierend, mit fantastisch beherrschtem Bass, ausdrucksvoll variierend, drohend in den Tiefen, betörend in der sonoren Mittellage – ein Prototyp selbstgerechter Ignoranz (und wie man sie darstellerisch und stimmlich umsetzt)! In der Lokalzeitung meldet er sich per Leserbrief zu Wort, wirbt um Publikum – und siehe da: die 1600 Plätze in der Stiftsruine sind vollbesetzt!
Mit Haakon Schaub hat er als Zar einen klangschönen Bariton zum Partner; Andreas Petzoldt singt einen exaltierten Peter; Julia Caroline Küsswetter gibt der Marie abgerundeten Soubretten-Ton; und Omar Garrido Mendoza verleiht dem Chateauneuf seinen wohlklingenden Tenor.
Siegfried Heinrich hat mit dem Dvorak Sinfonieorchester Prag einige Mühe, der exzellenten Sangesfreude der Solisten zu folgen – da hört sich vieles zu routiniert an, da bleibt die Freude an Lortzings Ingenium zu oft auf der Strecke.
Dieter Reuschers Regie setzt auf die komischen Verwechslungen, und seine Bühnen-Elemente akzentuieren den Lortzing-Humor mit schlichten Details. Dazu setzt er auf nachvollziehbare Dialoge und überraschende Besetzungen: Chateauneuf ist ein Mexikaner, Marie eine nicht-flämische emanzipierte schwarzhaarige schlanke Schönheit. Und er integriert für den Holzschuh-Tanz die Jugendlichen einer Hersfelder Ballettschule (die ihre Aufgabe hingebungsvoll-authentisch erfüllen)! Frankfurter und Marburger Konzertchor sowie Posener Bachchor sorgen für quirlige Massenszenen. Lortzings Vorgaben tragen so zweieinhalb Stunden glückliches Musiktheater.
Das Publikum fühlt sich vorzüglich unterhalten und feiert die Akteure mit nachhaltigem Beifall! (frs)
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