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Fakten zur Aufführung 

L'ORFEO
(Claudio Monteverdi)
23. August 2007
(öffentl. Generalprobe)

Bad Hersfelder Opernfestspiele
(Stiftsruine Bad Hersfeld)

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Endloses Pathos

Vor 400 Jahren die Premiere der „ersten Oper“ in Mantua; 1980 beginnen die ersten Opern-Festspiele im Bad Hersfelder Hort klassischen Theaters mit Monteverdis Orfeo - damals wie heute unter Leitung von Siegfried Heinrich.

Dass sich in der Zwischenzeit im Monteverdi-Verständnis viel entwickelt hat – Harnoncourt, Rene Jacobs -, wird in der Hersfelder Version von 2007 nicht hörbar: Die Musiker des Studios für Alte Oper und Alte Musik Frankfurt sowie das Prager Bachorchester auf Alten Instrumenten intonieren gleichförmig, setzen keine emotionalen Akzente; Siegfried Heinrich betont nicht die winzigen Pausen als spannungserzeugende Zäsuren, vermag aus der so gefühlsträchtigen Partitur keine leuchtenden Effekte zu entwickeln.

Das feuchte Wetter mag eine Rolle spielen für Probleme der sensiblen Instrumente und für entsprechend lange Stimm-Pausen - doch die Langatmigkeit des Geschehens ist eindeutig dem allegorischen Spiel der Inszenierung Dieter Reuschers geschuldet. Seine Inhaltsangaben zu Aktbeginn und ein Steinkreis mit antikisierendem Altar in der Mitte fördern nicht die dramatische innere Spannung des genialen Werks.

Thomas Gropper gibt einen Orfeo mit intensiv-artikulierender Stimme, wechselnd von weicher Empfindsamkeit zu hartem Protest–Höhepunkt: der sängerische Kampf mit Charon!

Julia Caroline Küsswetter verkörpert eine infelice Euridike mit wunderbar-lyrischem Klang und bewegender Gestik. Ji-Yeon Jin gibt der Botin emotional-intensiven Ausdruck, Hanna Herfurtner verleiht der Musica angemessene Stimme, Nikolai Ardey als Charon, Arthur Pirvu als Pluto und – mit stimmlichem Glanz –

Johannes Wohlrab als Apollo vervollständigen das ausgeglichen-kompetente Ensemble. Besonders bemerkenswert allerdings die Speranza von Annekathrin Laabs: eine Stimme mit beschwörender Intensität, elegant strömend, ohne Schärfen, mit eindrucksvoller innerer Kraft.

Das Publikum ist angetan vom kollektiven Handeln des Frankfurter Bachchors – er agiert in der Tat auch auf feuchtem Bühnenboden als mit angedeuteten eurhythmischen Bewegungen als stimulierender Handlungsträger! – und lässt sich auf das endlose Pathos geduldig ein. Herzlicher Applaus!

Ein Problem allerdings ist das störende Fotografieren: Da sitzt z.B. in der 18. Reihe Mitte rechts der bebrillte Grauhaarige mit grauem Bart im rot-schwarzen Anorak und bedient seine fette Amateurkamera mit klickendem Verschluss und nervendem Blitz; offenbar sind dieser Karikatur eines Kulturtouristen die Regeln von Urheber- und Persönlichkeitsrechten unbekannt – und offensichtlich ignoriert er die Rechte der übrigen 1599 Zuschauer mit selbstgerechter Arroganz. Die Veranstalter sollten solchen Typen Hausverbot erteilen, so wie beim Fußball notorische Rabauken Stadionverbot erhalten. (frs)