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Fakten zur Aufführung 

CAVALLERIA RUSTICANA
Pietro Mascagni
I PAGLIACCI
Ruggiero Leoncavallo
15. August 2009
(Premiere: 5. August 2009)

Stiftsruine Bad Hersfeld
31. Bad Hersfelder Opernfestspiele


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Verismo plakativ

Die grandiose Stiftsruine schafft mit ihren stimulierenden Konturen eine ungemein dichte Atmosphäre für die beiden bedeutungsträchtigen Verismo-Opern. Da reichen minimale Requisiten – ein paar Totenlichter, ein Baumgerippe – zur Imagination düsterer Schicksale. Ute Krajewski entwirft graue Kostüme, übernimmt die Accessoires der Commedia dell’ arte, evoziert Bilder von eingängiger Dramatik.

Arnold Schrem gelingt mit sparsamen Bewegungen und Gesten eine angemessene Cavalleria-Regie, wirkt aber hilflos in der Darstellung des Bajazzo-Spiels – zu aufgesetzt bleibt die doppeldeutige Show, zu wenig erschütternd wirkt die emotionale Tragödie. Petra Laubes sensibel-kalkuliertes Licht vermag da die Stimmung zu retten.

Dem unverwüstlichen Siegfried Heinrich gelingen die sinfonischen Passagen Mascagnis mit den Virtuosi Brunensis zu schwelgenden Klängen, die Kommunikation mit den Sängern funktioniert problemlos – ohne dass zwingende Akzente gesetzt werden. Ekkehard Klemm leitet den Bajazzo mit differenzierender Attitüde, vermag die lastende Spannung musikalisch zu vermitteln. Die beteiligten Chöre – Hersfelder Festspielchor, Frankfurter und Marburger Konzertchor, Posener Bachchor, Kinderchor des Bach-Hauses Bad Hersfeld – überzeugen mit stimmlicher Intensität und kollektivem Klang, bleiben darstellerisch aber schematisch.

Elmar Andree ist ein eher braver Alfio, überzeugt als Tonio mit eindrucksvoll-reflexivem Prolog; Claudia Bayer gibt eine laszive Lola, und vermag mit prägnanter Intonation der Nedda ambivalenten Charakter zu vermitteln. Sylvia Bleimund ist eine stimmlich aggressiv-höhensichere Santuzza, Manuela Bress eine wohl-kalkuliert singende Lucia. Jin-Hak Mok als Beppo und Ansgar Hüning als Silvio interpretieren die Rollen mit stimmlicher Kompetenz. Byoung-Nam Hwang „schmettert“ den Turiddu mit elementarer Kraft, hat aber offensichtlich Probleme mit der Phrasierung. Cameron Rolls präsentiert stimmlich einen exaltierten Canio, beeindruckt durch eine außerordentlich tragfähige Mittellage und ausdrucksvolle Höhen, bleibt darstellerisch aber unbeweglich-starr.

Die Spannbreite des Publikums in der traditionsreichen Stiftsruine ist enorm – sie geht von den kenntnisreichen „Eingeweihten“ über die gelegentlichen Festival-Freaks bis zu den interessiert-gespannten Touristen und den arrogant-ignoranten Verächtern der Oper. Dennoch: Die Aufmerksamkeit ist groß, und der Applaus ist brausend. Insgesamt eine wohltuend-respektvolle Atmosphäre! Wohl auch deswegen: In der hervorragenden Akustik der Stiftsruine wird ohne elektronische Verstärkung gesungen – die Imagination der menschlichen Stimme und der Instrumente entfaltet ihre Wirkung!

Franz R. Stuke