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Fakten zur Aufführung 

TRISTAN UND ISEULT
The Boston Camerata
13. November 2009

Kreuzkirche Herne
Tage Alter Musik in Herne


Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

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Faszinierender Mythos

Der französische Filmemacher Albert Capellani wagte sich schon 1909 an ein Tristan-Projekt, betonte die nicht ausgeformte Geschichte, die Substanz von Konstellationen und Handlungsfragmenten, setzte auf die Bekanntheit des Sujets.

The Boston Camerata arbeitet seit 1954 an der frühen vokalen Musik; im akribisch erarbeiteten Tristan werden mittelalterliche Quellen von de Bretagne von 1160 und Gottfried von Straßburg von 1210 in fünfzehn Szenen rekonstruiert, Kompositionen collagiert: Es entsteht ein Theater der Phantasie! Anne Azema vermittelt hochmittelalterliche Emotion, lässt ahnen, wie das Mittelalter klang.

Im Chor der neogotischen Kreuzkirche in Herne sitzt die Camerata (Sänger und Musiker), bewegt sich zeitlupenhaft, schafft quasi szenische Situationen - ohne jegliche Licht-Regie.

Musikalisch sind per Flöte, Harfe, Fidel, Zink und Laute nahezu ätherische Klänge zu vernehmen, kompromisslos „pur“, von elegischer Faszinationskraft - ungemein intensiv und präzis intoniert!

Vibratoloses Singen bestimmt den schwebend-raumfüllenden Gesang, solistisch virtuos, im Ensemble voll konsonanten Klangs! Allerdings: Bei aller mittelalterlichen Authentizität lässt sich das permanente Gefühl esoterischer Abgehobenheit nicht verleugnen.

Dazu verleitet der gesprochene Überleitungstext in Mittelhochdeutsch und Altfranzösisch (ohne Übertitel), der wie mystischer Klang daher kommt, keine inhaltliche Auseinandersetzung mit der Dramatik der Begegnung von Tristan und Iseult will - unbegriffene Empfindlichkeiten anspricht, ohne historisch zu erklären! frs

Das ungemein kundige Publikum der Tage Alter Musik in Herne lässt sich faszinieren von der unerwartet vielschichtigen Musikalität dieser mittelalterlichen Authentizität – ohne jegliche Verweise auf Wagner oder Bayreuth!

Franz R. Stuke

 


 
Fotos: Thomas Kost