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Fakten zur Aufführung 

EZIO
(Georg Friedrich Händel)
13. November 2009

Kreuzkirche Herne
Tage Alter Musik in Herne


Points of Honor                      

Musik

Gesang

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Musik, Gesang pur

Ezio – das wohl gewaltreichste Drama Händels mit Korruption, Hochverrat, Frauen-Verachtung, abgründiger Bosheit – konzertant: das scheint ein Widerspruch in sich! Und zudem entsteht auf der engen Bühne mit dem Kammerorchester Basel und den davor platzierten Sängern eine streng formalisierte Konstruktion artifiziellen Musizierens.

Das so kundige Publikum der Tage Alter Musik akzeptiert diese Konstellation, konzentriert sich auf das „pflichtgemäße“ Angebot des WDR zum Händel-Jahr, goutiert brillante Musik und exzellenten Gesang - eben: kein Opern-Publikum! Die Szene wird beherrscht von Händels attraktiver Musik und Händels Vorgaben für persuasiven Gesang; Kriterien einer faszinierenden Opern-Performance bleiben außen vor.

Attilio Cremonesi leitet das großartige Kammerorchester Basel zu konzentriert-temporeichem Spiel, unterstreicht Händels Impulsivität und Attraktivität, setzt Tempi und Dynamik spektakulär ein, fordert die hoch kompetenten Instrumentengruppen, fördert die Solisten in ihren anspruchsvollen Aufgaben.

Mit Lawrence Zazzo ist ein ungemein flexibler Countertenor als Ezio zu hören; Sonia Prina gibt dem Valentiniano einen raumfüllenden Mezzo; Veronica Cangemi singt die Sopran-Partie der Fulvia mit beeindruckender Intensität; Kristina Hammarström als Onoria mit überzeugendem Mezzo, Vittorio Priante mit ausdrucksstarkem Bariton als Massimo und Antonio Abete als Varo mit kernigem Bass repräsentieren ein Ensemble hoch kompetenten Händel-Gesangs. Nur: Es verbleibt bei der virtuosen Umsetzung barocker Musikalität - ohne Leidenschaft, ohne Interpretation von Brutalität, Rücksichtslosigkeit, Leid und Arglist. Händels umwerfende Charakterisierung brachialer Charaktere wird so zu einem – klangschönen - Dokument barocken Schön-Gesangs.

Auch auf der schmalen Bühne wäre ein Mehr an vermittelnder Emotionalität möglich - aber offenbar geht es dem veranstaltenden WDR um „Musik pur“: Entweder ein arges Missverständnis – oder schlicht bedingt durch die Übertragung auf WDR 3 – wo „perfektes“ Musizieren und Singen zum Dogma geworden ist. Über den Unterschied zwischen Oratorium und Oper sollte man aber auch im Grals-Tempel der Partituren mal reflektieren!

Franz R. Stuke

 


 
Fotos: Thomas Kost