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Fakten zur Aufführung 

LA BARCA
(Adriano Banchieri)
15. September 2007 (Premiere)

Nationale Reisopera Niederlande
(Rabotheater Hengelo)

Points of Honor                      

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Gesang

Regie

Bühne

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Lustvolle Schiffstour

Das ohnehin schon kommunikative Foyer des Theaters in Hengelo wird zum überfüllten Schiffsterminal mit Mannschaften, Passagieren, Landgängern, mit Koffern, Körben, Flaschenzügen, Tauen, Kaffesäcken – und einer toten Möwe - ein Tohuwabohu wie von Schlingensief und Meese entworfen. Dazwischen barocke Musik des „Bord-Orchesters“ – die Einstimmung gelingt, und das animierte Publikum ist auf seine Rolle als Gäste am Kai vorzüglich eingestellt.

Adrian Shvarzstein – selbst als deckhand der running gag des Geschehens – inszeniert eine hinreißende Reise von Venezia nach Padua im outfit des 19. Jahrhunderts (wunderbar karikierende Kostüme von Regina Rorije), charaktisiert die Typen in ihrem permanent beweglichen Zusammenspiel mit überbordender Lust an immanenter Komik – und das alles mit dem entscheidenden Schuss von (Selbst-)Ironie!

Eric Goossens schafft eine Bühne, die wie das Sammelsurium eines antiquierten cruise-ships wirkt; lässt Brücke, Reling, Gangway, Decks, Rettungsringe, funnel gebrochen erscheinen und gibt die Assoziationen von Auslaufen, Reisen und Anlegen.

Inmitten dieser skurrilen Deck-Landschaft sitzt das Ensemble Elyma, spielt unter dem „Captain“ Gabriel Garrido beherzt-komödiantische Madrigal-Töne – voll von barockem Geist, ohne akademischen Zwang, dafür voller Spielfreude, mit emotionalen Genuss!

„Stars“ des turns sind die Mitglieder des Kassiopeia-Quintetts – komödiantisch top, sängerisch ideal. Da wird nicht gewollt auf comedy gemacht, da wird nicht hektisch forciert – da gelten die inneren Gesetze des Barock (und des Madrigals): zurückgenommene Phrasierung, fokussiert auf elementare Befindlichkeiten, eher leise Klänge zu Liebe, Frömmigkeit und elementaren Gefühlen. Orlanda Velez Isidro, Matilda Castro, Noa Frenkel, Jan-Willem Schaafsma, Tido Visser sowie Marten Engeltjes und Hugo Oliveira vermitteln Barock-Gesang in feinster Distinktion, lassen die Liebe zu dieser Art von Musik von Arie zu Ensemble steigen!

Die niederländische Nationale Reisopera hat Adriano Banchieri wieder-entdeckt, einen Komponisten des 17. Jahrhunderts, der wesentlich zur Entwicklung unserer Musik beigetragen hat, in seiner „Madrigal-Komödie“ von 1605 (!) vieles vorweggenommen, was erst aus späteren Werken Monteverdis etc. heute bekannt ist.

Das phantastisch reagierende Publikum in Hengelo hat glückseligen Spaß an der Freud’, spielt anderthalb Stunden die Angebote zur Interaktion mit und feiert die Akteure mit begeistertem Applaus – standing ovations - wie in hollands theatern üblich – inclusive.

La Barca ist bis Anfang Oktober noch in elf anderen niederländischen Städten zu erleben - hinfahren! (frs)