|
Große Oper im Kleinen. Das ist offenbar
das Konzept der Heidelberger "Tosca". Mit Gergana Geleva ist eine stimmsicher-ausdruckstarke
Tosca zu erleben; der Cavardessi von Michael Putsch ist zu leidenschaftlichen
Ausbrüchen fähig und Theodore Carlsons Scarpia zeichnet kraftvoll eine
bigott-wollüstige Figur.
Leonard Prinsloo inszeniert die ersten beiden Akte bewusst im Verismo-Stil,
gibt dem tödlichen Finale einen bestürzenden Schluss: über die Toten triumphiert
der Todesengel Scarpia - also keine Hoffnung; bittere Resignation ist
angesagt.
Die kleine Bühne wird von einer monumentalen Marienstatue beherrscht;
im zweiten Akt reicht ein Tisch und im dritten Akt ist die Bühne leer,
ein schwarzer Engel vermittelt apokalyptische Ausweglosigkeit (Bühne:
Friedrich Despalmes): Chiffren statt Metaphern.
Das Philharmonische Orchester Heidelberg spielt unter Thomas Kalb einen
zügigen Puccini, betont die Motive und akzentuiert die veristischen Brüche.
Das recht heterogene Heidelberger Publikum verfolgt das Geschehen gelassen,
einige enthusiasmierte Freaks sorgen beim Schlussapplaus für gute Stimmung,
während ein paar jugendliche couchpotatos einen Theaterbesuch anscheinend
mit dem heimeligen Zuhause verwechseln. (frs) |
|