Fundus   Kommentar    Backstage     Medien     Medientipps     Kontakt     Impressum    Wir über uns  
   Dossier    Kleinanzeigen     Links     Facebook     Partner von DuMont Reiseverlag  
     

Fakten zur Aufführung 

MADAMA BUTTERFLY
(Giacomo Puccini)
24. Juli 2007

Theater und Philharmonisches Orchester der Stadt Heidelberg
(Stadttheater Heidelberg)

Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Chat-Faktor


Rezensionen-Archiv

Aufführungen nach Name
Aufführungen nach Ort


Tickets

(06221) 58 20 00

 

zurück       Leserbrief

Opfer der Kulturen

Reinhild Hoffmann inszeniert das Scheitern der Liebe Butterflys zugleich gesellschaftspolitisch scharfsinnig und individuell äußerst einfühlsam. Da sind die Japaner ganz in Schwarz mit vorgehängter Traditions-Kleidung; da ist Pinkerton das Produkt sowohl eines unbefangen-lockeren Lebensgefühls als auch eines imperialistischen US-Amerika; Erinnerungen an Hiroshima/Nagasaki werden mittels exemplarischer Schwarz-Weiß-Bilder aktualisiert.

Sabine Böing erfindet das geradezu geniale fragil-transparente Modell eines traditionellen japanischen Hauses mit Holzleisten und Pergamentwänden, die versetzbar, verschiebbar und klappbar sind. Im wechselnden Innen und Außen handeln die Personen in unsicherem Zueinander und Gegeneinander - kulturelle Distanzen werden deutlich, Butterfly und Pinkerton können kein richtiges Leben im falschen verwirklichen.

Als Butterfly springt – wie schon bei der Premiere – die Studentin Hye-Sung Na ein – eine veritable Zukunftshoffnung mit anrührender Ausstrahlung und einer wunderschönen Stimme, der allerdings noch die Tiefe fehlt und das Volumen zum Aushalten endloser Final-Töne. Svetislav Stojanovic ist ein jugendlich-leichtsinniger Pinkerton mit prächtig strömendem Tenor, der auch in der Schluss-Szene Reue und Schmerz glaubwürdig dramatisch vermittelt. Thomas de Vries gibt einen ungewöhnlich ambivalenten Sharpless, verleiht diesem scheiternden Vermittler der Kulturen differenzierte Stimme und beeindruckt mit stupendem Legato. Winfrid Mikus ist ein aasiger Goro, der auch gesanglich Akzente setzt. Als Suzuki nutzt Carolyn Frank die Chance, ergebene Treue und atavistische Hoffnungslosigkeit stimmlich authentisch umzusetzen. Prägnanter Chor und das übrige Ensemble dokumentieren das hohe Niveau des Heidelbrger Theaters.

Mit Joana Mallwitz dirigiert eine 20jährige Korrepetitorin das Philharmonische Orchester der Stadt Heidelberg; das bewerkstelligt sie mit energischen Gesten und bemerkenswerter Aufmerksamkeit für Orchester und Bühne. Dass dabei bisweilen die Balance verloren geht, liegt wohl eher an der Unaufmerksamkeit der Musiker als an den Intentionen der Dirigentin.

24 Mal stand die Butterfly in dieser Spielzeit auf der Agenda des Heidelberger Theaters – noch bei der Derniere ist das Haus voll besetzt! Und ein offenes Publikum lässt sich sowohl auf die Tragik des Geschehens ein als auch auf die hinreißenden Angebote der Solisten. Eine großartig-bewundernswerte Kommunikation zwischen Bühne und Publikum! Gäbe es da nur nicht den bräsigen Ignoranten am Rand der zweiten Reihe links, der sein Wässerchen süffelt und – verdeckt - mit seiner Kamera arbeitet. Die Theater sollten ernsthaft gegen diese stimmungstötenden und rechteverletzenden Typen vorgehen! (frs)