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Fakten zur Aufführung 

DAPHNIS UND CHLOE
EIN EHEMANN VOR DER TÜR

(Jacques Offenbach)
5. November 2010 (Premiere)

Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover

Points of Honor                      

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Offenbach-Freuden

Jacques Offenbach entwickelte mit seinen Operetten ein Erfolgsrezept für das Musiktheater seiner Zeit. Nur wenige haben sich auf den Spielplänen halten können. Die kurzen, einaktigen Stücke sind fast ganz aus dem Bewusstsein geraten. Hannovers Musikhochschule steuert mit ihrer aktuellen Musiktheaterproduktion erfolgreich dagegen an.

Daphnis und Chloe, die Geschichte um das liebende Paar, die zwischen Nähe und Entfernung schwankt, ist bei Offenbach ein groteskes Spiel um das junge Paar, den Gott Pan und einige weitere Figuren aus der griechischen Mythologie; Ein Ehemann vor der Tür eher eine Art Momentaufnahme. Susanne eröffnet ihrem Mann Martin an ihrem dritten Hochzeitstag, dass sie sich scheiden lassen will. Ihr und ihrer Freundin Rosina kommt ein junger Mann dazwischen, Florian, der sich ins Haus verirrt und die Damen in reichliche – erotische – Verwirrung setzt. Da bleibt dem Gehörnten nichts übrig, als vor verschlossener Tür zu bleiben. Gespielt wird die Textfassung der, laut Programmheft, historischen deutschen Erstaufführung, die gesprochenen Dialoge sind erwartungsgemäß behutsam modernisiert.

Regisseurin Kornelia Repschläger lässt es deftig und frivol zugehen, dabei zutiefst komisch und, wenn es das Libretto vorgibt, auch anrührend. Pan ist der Chef eines plüschig-rot beleuchteten Clubs (Bühne: Christina Rudolph, Kostüme: Verena Huhle, Lisa Franke und Anna-Elise Ritter), in dem außer Daphnis und Chloe viele illustre Gestalten, zwischen Konkubine und Transvestit, verkehren, wo pralle Erotik im Mittelpunkt des Geschehens steht. Etwas biederer geht es da im Haus Susannes und Martins zu, bis der fremde Jüngling auftaucht und bald bis auf seine Superman-Unterhose unbekleidet ist. Die Verknüpfung beider Stücke erweist sich als dramaturgisch geschickte Klammer, das kleine Studio D der Hochschule, das für nur etwa 60 Zuschauer Platz bietet, als geeigneter Raum für die eher intimen Stücke.

Peter Leipold am Klavier legt sich ordentlich und erfolgreich ins Zeug, das fehlende Orchester nicht vermissen zu lassen. Die Studierenden haben sicht- und hörbar große Freude an Offenbachs Musik und dieser temporeichen, witzigen Umsetzung. In den Hauptpartien hinterlassen vor allem Maximiliane Schünemann, Anna Bineta Diouf und Katsiaryna Ajyba stimmlich bleibende Eindrücke.

Diese Produktion ist nicht nur einmal wieder ein großer Erfolg für die Hochschule, sie sollte auch den Theatern Mut machen, sich einmal wieder an die so in Vergessenheit geratenen Offenbach-Operetten zu machen, Die Begeisterung des Publikums spricht jedenfalls für die Wirksamkeit der Stücke.

Christian Schütte