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Fakten zur Aufführung 

TURANDOT
(Giacomo Puccini)
22. März 2006
(Premiere: 2.10.05)

Staatsoper Hannover

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Endlose Rituale

Auf einer Bühne mit starren Wänden mit beherrschender Treppe, das Volk und alle Handelnden in ritueller China-Seide (Bühne und Kostüme: Uta Kala), ein "Zerimonienmeister" im aktuellen Schwarzen:

Thomas Bischoff geht es nicht um eine psychologisierende Deutung, sondern um das Aufzeigen der Brutalität starrer Rituale, die sich selbst reproduzieren mit Kalaf als neuem Herrscher und - mit dem Tod Liùs - dem Ende von Musik und Poesie. Puccinis "unvollendete" Fassung wirkt wie auf den "Schluss" komponiert, mit stimulierender Emotion im musikalisch-hinreißenden "letzten Bild"!

Darstellerisch überzeugen Chor und Solisten in zurückgenommener Statuarik mit gestenarmer Ausstrahlung. Ki-Chun Park ist stimmlich voll auf der Häöhe, präsentiert seine voluminösen Möglichkeiten permanent, steigert sich zu einem bravourös-emotionalem "Nessum dorma". Michaela Schneider gibt der Liù bewegenden Klang, ohne allerdings die tiefste Innigkeit zu vermitteln. Daniel Henriks ist ein überzeugend phrasierender Timur, Shigeo Ishinoist als kraftvoll-auftrumpfender Ping Anführer der drei "Masken". Die Turandot findet in Barbara Schneider-Hofstetter eine hochdramatische Stimme, der allerdings das voluminöse Fundament fehlt und die in den Höhen unpassende Schärfen hören lässt. Der Chor (Johannes Mikkelsen) ist in den Stimmgruppen top, in toto eine brausende "Klangmaschine" - hoch perfekt in der Abstimmung, bezwingend in der brutalen Kraft.

Mikkel Kütson vertraut mit dem Staatsorchester Hannover der innovativen Kraft des "modernen" Puccini: verstörende Disharmonien, überraschende Crescendi, ungewohnte Einzelinstrumente, ausdrucksstarke Soli; ein Gesamtklang, der Grundlage ist für die radikal-zurückgenommene Deutung der epochemachenden Oper.

Und das Publikum? Keine Spur von Widerstand gegen das "provozierende Musiktheater". ganz spürbar: aufmerksame Spannung auch bei den occasionellen Besuchern; in der Pause und am Schluss: respektvolle Kommentare! So hat am Ende die Intendanz von Albrecht Puhlmann die unbefangene Zustimmung trotz alledem gezeigt. (frs)


Fotos: © Matthias Horn