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Fakten zur Aufführung 

CARMEN
(Georges Bizet)
8. Juli 2008
(Premiere: 26. April 2008)

Staatsoper Hannover


Points of Honor                      

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Weiblichkeit – bedrängt souverän

Da steht keine voyeuristisch hergerichtete femme fatale auf der Bühne - da ist vielmehr eine selbstbewusste Frau zu erleben, eingebunden in permanente Zwänge, selbstbewusst, Erfüllung suchend, verletzlich, aber letztendlich konsequent auf Selbstbestimmung bestehend - bis zum selbstgewollten Tod.

Monique Wagemakers inszeniert in Hannover eine Passion leidenschaftlicher Weiblichkeit, bedrängt durch eine gewaltsame Umwelt, verloren an egozentrisch-machohafte Liebhaber. Wagenmakers entwickelt ein beklemmendes Spiel um Sex und Gewalt, zeigt Abgründe versagender Kommunikation.

John Otto baut eine Bühne mit beherrschenden Gittern, lässt offen das Davor und Dahinter – zeigt eine bedrängte Welt mit „Gefangenen“, demonstriert eine Atmosphäre existentieller Unfreiheit.

Monika Walerowicz ist die Carmen mit erotischer Ausstrahlung, aber auch mit den entsagungsvollen Nuancen, singt die großen Arien nicht als Mezzo-Bravouren, sondern als intensiv empfundenes Lebensgefühl – stimmlich immer kontrolliert im Sinne der Charakterisierung der Carmen, sicher in allen Stimmlagen, ohne Trübungen, immer im Vollbesitz ihrer großartigen stimmlichen Möglichkeiten. Pedro Velazquez Diaz überzeugt mit lyrischen Tönen in der Blumen-Arie, lässt aber vor allem in den ambivalenten Passagen seine stimmlichen Qualitäten hörbar werden und spielt einen unbegriffen-hörigen José. Nikola Mijailovic gelingt das Kunststück, einen Escamillo mit Star-Power zu präsentieren – und seine große Arie mit provozierendem Ausdruck zu singen! Arantxa Armentia ist eine kämpferische Micaela, sicher in ihrer Rolle als Kämpferin für die vergessenen Traditionen, stimmlich mit großer Ausstrahlung, mit großer Kraft und überzeugend-ausdrucksvollem Klang. Hinako Yoshikawa und Barbara Senator geben eindrucksvoll artikulierende Frasquita und Mercedes – und die weiteren Solisten überzeugen mit typengerecht-perfektem Gesang, so wie der Chor (Leitung: Dan Ratiu) mit variablem Spiel und kraftvoll-abgestimmtem Gesang zum sängerischen Erfolg des Abends essentiell beiträgt.

Das Niedersächsische Staatsorchester Hannover entspricht unter dem energischen Kai Röhrig den Intentionen der intensiv-reflektierten Inszenierung, brilliert mit präzisen Tempi, entwickelt eine spannungsreiche Dynamik, beweist die Kompetenz transparenten Zusammenspiels – und begleitet die Solisten mit bemerkenswerter Aufmerksamkeit.

Das so emotional bewegende Geschehen attrahiert in Hannover auch junge Besucher: die Aufmerksamkeit ist gespannt, der Schluss-Applaus geradezu euphorisch. Hannovers Oper wirkt in neue Szenen. Glückwunsch! (frs)