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Fakten zur Aufführung 

TANNHÄUSER
(Richard Wagner)
9, Juli 2005 (Premiere)

KlassikSommer Hamm
(Alfred-Fischer-Halle)

Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

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Bühne

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Publikum

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Steigerungen

Im dritten Akt gelingt das Gesamtkunstwerk des Zusammenspiels von Orchester, Sängern und Chor unter den besonderen akustischen Bedingungen in der zur Messehalle umfunktionierten Maschinenhalle der ehemaligen Zeche Sachsen in Hamm-Heessen. Termin- und Finanzprobleme sind sicherlich relevant: aber steht nicht das Streben nach künstlerischer Perfektion im Zentrum aller Performance? Man sollte in Hamm in Sachen KlassikSommer daran arbeiten. Dazu: Wenn es denn simultan Video-Projektionen auf zwei große Leinwände geben muss, dann sollten die Sänger und Musiker nicht durch nervende Zooms und orientierungslose Schwenks angesteuert werden.

Reiner Goldberg singt den Tannhäuser: professionell-kalkuliert mit der großen Steigerung zu einer sehr persönlich akzentuierten Rom-Erzählung – eine respektable Leistung des sensiblen Sängers! Andreas Hörl gibt dem Landgrafen kräftige Statur; Heiko Trinsinger verleiht dem Wolfram balsamischen Klang; die „Sänger“ sind rollentypisch stimmlich präsent. Der durchaus stimmkräftigen Chariklia Mavropoulou fehlt die erotische Ausstrahlung, als nicht-singend hängt sie unbeteiligt auf ihrem Stuhl. Susanne Eisch phrasiert den jungen Hirten mit viel glaubwürdiger Emotion und Katja Beer ist nach irritierender „Hallen“-Arie eine ungemein sensible Elisabeth, mit sachten piani und elegisch-strahlenden Höhen, die Elisabeths Ende hörbar glaubwürdig werden lassen. Absolut brillant in der dramatischen Variabilität: der Chor der Oper Leipzig!

Frank Beermann braucht als Dirigent lange Zeit, um das imaginierende Zusammenspiel von Orchester, Chor und Solisten zu erreichen: den Musikern der Nordwestdeutschen Philharmonie fehlen hörbar die spezifisch-spontanen Inspirationen für neue Interpretationen. Doch endlich wird aus gravitätischem Beginn, indifferenten Passagen ein motivierender Klang der – zumal im Einmarsch der Sänger – weitab ist von martialischem Furor, aber im brachialen Finale die kollektiv-wütende Intoleranz eindrucksvoll orchestral vermittelt

Ob das Publikum in der riesigen Hammer Maschinenhalle die theatral-dramatischen Differenzierungen emotional miterlebt, sei dahingestellt. Doch ist eindeutig die Zustimmung per standing ovations zu einer konzertanten Opern-Präsentation, die sich abhebt von vielen anderen Opern-Festivals im Mucken-Einerlei. Das unkonventionell-beiläufige Treffen mit Sängern, Musikern im gärtnerisch-anspruchsvollen Ambiente stößt allerdings auf ein ungepflegt wirkendes Gelände, vor allem das eigentlich schnuckelige Freiluft-Theater vor der Halle vergammelt mit morschen Holztribünen und aus den Fugen wachsenden Pflanzen vor sich hin und verhindert eine lustvolle Nutzung im Sinne entspannten Opernerlebens. (frs)