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Lebensgeschichten
Leonore von Falkenhausen singt ausdrucksstark, Martin Stadtfeld begleitet virtuos-sensibel: Das ambitionierte Klassik-Festival in Hamm präsentiert in der eindrucksvollen Industrie-Architektur der Lohnhalle der ehemaligen Zeche Westfalen in Ahlen einen hörenswerten Schubert-Abend.
Das anspruchsvolle Programm verzichtet auf „volkstümliche“ Schubert-Lieder, präsentiert vielmehr einen musikalisch-emotionalen Ablauf vom Frühling bis zur Meeresstille – Metaphern für den Weltenlauf und für elementare menschliche Befindlichkeiten.
Den Solisten gelingt es, einzelne Lieder als die so häufig beschworenen „komprimierten Dramen“ zu präsentieren.
Martin Stadtfeld ist der junge Pianist, der mit sensibler Interpretation für ein nicht-martialisches Spiel steht, in den Vorspielen die Essenz der Aussage beinah subversiv vermittelt, in der Begleitung nicht nur gefühlvoll auf die stimmlichen Nuancen seiner Partnerin eingeht, sondern dabei noch Vorstellungen der inneren Spannungen der Schubert-Musik hoch intensiv vermittelt!
Leonore von Falkenhausen besticht durch unverkrampfte Natürlichkeit und eine lagensichere frische Stimme, sie ist eine exzellente Lied-Sängerin. Sprühende Freude am Gesang, hohe Musikalität bestimmen den Abend – aber auch Nachdenklichkeit und hörbare Identifikation mit den gesungenen Gefühlen. Das reicht von munterer Fröhlichkeit über fast pastose Klänge bis zu in Schwermut schwebende Klänge. Die morbide Atmosphäre von Todesfurcht und Todessehnsucht als Leiden am Leben ist nicht unbedingt die Sphäre der Falkenhausen, sie bleibt da eher „erdverbunden“ lebensnah – und interpretiert diese Sicht auf ausgewählte Schubert-Lieder mit authentischer Aussage-Kraft.
Das Publikum im akustisch beeindruckenden Ambiente folgt mit geradezu atemloser Aufmerksamkeit, folgt gespannt und dankt mit herzlich-nachhaltigem Applaus!
Franz R. Stuke
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