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Fakten zur Aufführung 

IL TURCO IN ITALIA
(Gioacchino Rossini)
20. März 2005 (Premiere)

Hamburgische Staatsoper

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Oper macht Spaß!

Wie viele Zigeuner passen in einen Wohnwagen? In der rasanten Inszenierung von Christof Loy sind es über 30, die auch gleich die gesamte Bühne mit Campingstühlen und Wäscheleinen okkupieren. Mit dieser und anderen klischeehaft anmutenden Fragen ironisiert er nicht nur – wie von Rossini vorgesehen – das Sujet des Opernschreibens, sondern die Publikumserwartungen gleich mit – ein Konzept, das vollends aufgeht. Ein Gag jagt den anderen: Die Bühnenarbeiter werden in Shakespeare-Manier mit in die Handlung einbezogen, zu Fiorellas Verabschiedung erscheint ein ganzes Heer von schmachtenden Verehrern, stumme Figuren im Hintergrund karikieren in Zeitlupe das Geschehen. Das Genre Komödie ist selten so konsequent umgesetzt worden.

Diese Freude am bewusst übersteigerten Spiel greift auf das gesamte Ensemble über. Inga Kalnas Fiorella brilliert mit verführerisch-singendem Belcanto, meistert den ständigen Klangwechsel zwischen Betörung, Wut und Eifersucht. Renato Girolamis Bass ist als Don Geronio in seiner Verzweiflung ausdrucksstark und gewürzt mit italienischem Temperament. David Alegret als schwächelnder Latin-Lover Narciso singt einen reinen, sensibel anmutenden Tenor. Abgerundet wird das hochkarätige Gesangsensemble durch den kräftigen Bariton Balint Szabos als Titelheld Selim Damelec und George Petean in der Rolle des Dichters, sowie Tamara Gura (Zaida) und Jonas Olofsson (Albazar) aus dem internationalen Opernstudio der Hamburgischen Staatsoper.

Das Philharmonische Staatsorchester Hamburg unter der Leitung von Michael Hofstetter spielt frech-frivol auf, muss sein Temperament nach zu impulsivem Beginn etwas zügeln, pendelt sich aber zu einer gelungenen Symbiose von Sängern und Instrumentalisten ein und verleiht der ohnehin schon rasanten Handlung einen beständig treibenden Motor.

Das gar nicht nordisch-kühle Hamburger Publikum kann sich bereits in der Ouvertüre die ersten Lacher nicht verkneifen und steigert sich im Verlauf des Stückes von verhaltenem Kichern zu lautstarkem Gelächter und spontanem Szenenapplaus. Die einstimmige Erkenntnis des Abends war eindeutig: Ja, Oper kann tatsächlich Spaß machen! (jan)


Fotos: © Karl Forster