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Fakten zur Aufführung 

L'INCORONAZIONE DI POPPEA
(Claudio Monteverdi)
16.Februar 2003 (Premiere)


Hamburgische Staatsoper


MONTEVERDI GOES PUNK

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Den Schluss zuerst: Das Hamburger Premierenpublikum bedachte die Sänger und Sängerinnen, allen voran den Nero des Sopranisten Jacek Laszczkowski und die Ottavia des Hamburger Opernstudiomitglieds Maite Beaumont mit reichlich Applaus. Ebenso positiv wurde die Leistung des Barockspezialisten Alessandro De Marchi und des speziell für die Inszenierung zusammengestellten Barock-Orchesters aufgenommen. Ein kräftiger Buh-Chor inklusive einzelner Bravo-Rufe empfingen die junge österreichische Regisseurin Karoline Gruber und ihre Ausstatter.

Bei dieser Hamburger Premiere - übrigens erst die zweite Poppea-Inszenierung der Hamburgischen Staatsoper seit 1959 - zeigten sich einmal mehr die Schwierigkeiten, aber auch die Freiheitsgrade, die das Feld der Barockoper allgemein heute bieten. Die Geschichte der Poppea und des brutalen Willkürherrschers Nero ist schnell erzählt: Beide eint die Sucht nach Macht - Moral und Allgemeinwohl sind dabei nur unangenehme Störfaktoren. Die grell-bunte Inszenierung bringt genau diese kultur- und charakterlose Triebhaftigkeit zum Ausdruck. Eine durchgeknallte Party-Gesellschaft liebt und hasst ohne jede Bedenken in den rot beschmierten, stümperhaft zusammen gezimmerten Papp-Kulissen - solange bis Nero und Poppea endlich alle menschlichen Hindernisse entsorgt haben. Nero und sein Hofstaat sind ein korrupter Haufen, dem nichts heilig ist.

In dieser Hinsicht passen auch die Stimmen: Zwei Countertenöre und ein Sopranist - es fällt schwer ein Urteil abzugeben. Wer das spezielle Gepräge des Falsettsingens mag, hatte mit Jacek Laszczkowski als Nero und Brian Asawa als Ottone sicherlich zwei Sänger der ersten Garde vor sich. Gleichwohl zeigten sich bei aller technischen Meisterschaft auch die Begrenzungen des Falsettsingens: Eine Altistin hätte dem Leid des Ottone durch ihren volleren und wärmeren Ton mehr Ausdruck verliehen. In wunderbarem stimmlichen Kontrast zur glasklaren Intonation und den perfekten, aber seltsam kalten Spitzentönen des Nero steht die Kaiserin Ottavia der Maite Beaumont. Alleine ihr farbenreicher Mezzo-Schmelz signalisiert: Hier ist kein Platz für jemanden wie mich. Erwähnenswert auch die Leistung der Einspringerin Ursula Hesse von den Steinen: Aus dem Graben heraus verlieh sie Amore, Valletto und Palade ihre Stimme - und diese ist ein wunderbar flexibeler, eher leichter Mezzo-Sopran.

Das Orchester unter De Marchi leistet Beachtliches: Auf der Basis einer durch De Marchi zusammengestellten Partitur setzte sich ein barockes Klangfeeling durch, dass durch einzelne Anleihen beim Jazz sinnvoll erweitert wurde. Dies ist zudem ein pfiffiger Hinweis darauf, wo die Verbindung zwischen Barock und Jazz liegt: In der Improvisation. (sr)




Fotos: © Karl Forster