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Fakten zur Aufführung 

LOHENGRIN
(Richard Wagner)
16. Mai 2005
(Premiere: 18.1.98)

Hamburgische Staatsoper

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Menschliche Unmündigkeit

Das deutsche Volk als lärmend-nervende Kinderschulklasse, König Heinrich mit kurzen Hosen und Pappkrone – Peter Konwitschnys Regiekonzept setzt sich reflektiert mit der menschlichen Unmündigkeit und Fehlbarkeit gegenüber dem Übernatürlich-Göttlichen auseinander. Dass dem Streit zwischen Elsa und Telramund ein so tragisches Thema wie Brudermord zugrunde liegt, kann die heiter-trotzige Klassenausflugsstimmung nicht stören.

Damit kreiert er eine leichtgläubig-oberflächliche Welt, die noch bedingungslos und begeisterungsfähig an Wunder glaubt: der Aufstieg des fremden Ritters aus dem sich öffnenden Klassenboden wird neugierig doch furchtlos aufgenommen, die geplante Hochzeit voller Begeisterung und Elan in die Tat umgesetzt. Die „Utopie“ zeigt sich dagegen allzu weltlich: Lohengrin verliebt sich in die Kleinmädchen-Elsa, ihre sexuelle Verweigerung scheint ihn härter zu treffen als ihre zweifelnde Wissbegier. Nur kurzzeitig scheint Lohengrin sich in diese Welt einzufinden, letztendlich bleibt er immer Fremdkörper, der scheitern muss.

Das hervorragend aufgelegte Philharmonische Staatsorchester Hamburg glänzt mit hoch differenziertem Spiel, überzeugt sowohl in den mythischen Anfangssequenzen als auch mit angemessen pompösen Wagnerschen Pathos.

Dem Heldentenor John Treleavens fehlt ein wenig Durchsetzungskraft, ist stimmlich aber klangschön und differenziert. Inga Nielsen beweist facettenreiche Schauspielkunst, ihrem gealterten Sopran mangelt jedoch naturbedingt die mädchenhafte Frische, klingt in den Höhenlagen bisweilen schrill. Herrlich trotzig-füßestampfend Renate Behle als Ortrud mit erfrischend expulsiven Ausbrüchen. Auch Heerrufer Jan Buchwald empfiehlt sich mit voluminösen aber distinguiertem Bariton für größere Aufgaben. Blass bleibt dagegen Harald Stamm als profilloser Heinrich.

Auch im siebten Aufführungsjahr ist die Publikumsbegeisterung nach wie vor ungebrochen. Im fast ausverkauften Opernhaus bricht lauter Jubel aus, standing ovations für den anwesenden Konwitschny beweisen die ungebrochene Opern-Leidenschaft in Hamburg. (jan)