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Fakten zur Aufführung 

DON CARLOS
(Giuseppe Verdi)
28. Dezember 2003


Hamburgische Staatsoper





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Varraten?

Obwohl bereits seit zwei Jahren im Repertoire der Hamburgischen Staatsoper, vermag Peter Konwitschnys Don Carlos-Inszenierung immer noch einige Teile des Publikums zu schockieren, ja deren Auffassung von Musiktheater vollkommen zu pervertieren. Anlass gibt es dazu aber eigentlich nur einmal: in der Autodafé-Scene im dritten Akt. Und dort muss man sich tatsächlich fragen, in wie weit Verdis Musik dem insgesamt sehr schlüssigen Regiekonzept zum Opfer fällt. Denn: Pause und Bühnengeschehen gehen nahtlos ineinander über, verschmelzen regelrecht. Sicherlich, grundsätzlich ist jedes theatrale Element zunächst einmal erlaubt. Doch der Vorwurf, die Musik werde "verraten an Pausenpalaver und Champagnerglasgeklimper", wie die ZEIT bereits zur Premiere feststellte, ist nicht ganz von der Hand zu weisen.

Eine der gelungensten Regieideen ist hingegen das Intermezzo im dritten Akt. Ursprünglich als (an der damaligen Grand Opera obligatorisches) Ballett komponiert, setzt Konwitschny Ebolis Traum als spießige Familienidylle in Szene (ganz nebenbei: selbst das stieß bei einigen konservativen Teilen des Publikums auf Ablehnung).

Allergrößten Respekt verdient Ingo Metzmachers musikalische Umsetzung der fünfaktigen französischen Fassung von 1867: Klarheit, Transparenz und viel Liebe fürs Detail.

Auf höchstem Niveau agiert das Ensemble: Danielle Halbwachs verkörpert als Elisabeth de Valois souverän die sich für ihr Volk opfernde Königin, die ihre Liebe zu Don Carlos zu unterdrücken versucht. Stimmlich mithalten kann Jean-Pierre Furlan nicht mit ihr. Doch den manchmal der Realität entglittenen Don Carlos nimmt man ihm dafür umso mehr ab. Kraftvoll und mit viel Volumen kommt Nadja Michaels Eboli daher (im Schleiertanz war das schon fast ein wenig zuviel Power). George Petean gibt einen Marquis de Posa von brillanter Klarheit. Auch Michail Schelomianski (Philippe II) und Simon Yang (Großinquisitor) boten eine herausragende Leistung.

Zum Ende gab es die verdienten Standing ovations. Ausnahmen gab es aber auch hier: Ein gleich neben mir sitzendes älteres Ehepaar aber, das bereits im Laufe der Vorstellung mehrmals seinen Unmut kundgetan hatte, verweigerte am Schluss jeglichen Beifall. Was soll's - wer nicht zu differenzieren vermag, dem ist auch nicht mehr zu helfen! (cd)






Foto: © Hermann und Clärchen Baus