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Fakten zur Aufführung 

TURANDOT
(Giacomo Puccini)
16. Januar 2004


Opernhaus Halle




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Metapher

Theoretisch ist Pet Halmens Turandot-Konzept o.k. Puccini selbst als blinder Timur auf der Suche nach dem Geheimnis Turandots und der Idee der Oper - modern selbstreferentiell eben.

Das Bühnenbild mit großem Gong als beherrschendem Element vor großem Rundhorizont mit variabler "Lücke" für das jubelnde Volk bietet enorme optische Reize und viele Spielflächen für hochdramatische Aktionen. Auch diese: brillant, vor allem Ping Pang Pong wuseln anspielungsreich als Minister bzw. als Puccini Diener über die Bühne!

Die Entscheidung für die Alfano-Langfassung (von Toscanini brutal gekürzt) allerdings lässt die Dramatik abrupt abstürzen, da bleibt auch Lalmens Aktionskunst hilflos. Da wird der Verlust deutlich, dass der große Puccini mit seinen Zweifeln das Mysterium weder von der Dramaturgie noch musikalisch auflösen konnte. Das zurückgelassene Fragment bleibt wohl für immer die zu spielende Fassung: die fehlende Auflösung bleibt sinnvollerweise dem mitleidenden Publikum überlassen.

Den zahlreichen jungen Zuschauern ist die reflektierende Zusammenschau spürbar eine theatrale Überforderung, es wird getuschelt und am Schluss entsteht zunächst der Eindruck des Pflichtapplauses, doch steigert sich die jugendliche Begeisterung von Vorhang zur Vorhang. In Halle wird offenbar ein neues Publikum gewonnen.

Die beiden großen Kollektive und Garanten für diese unbefangene Zustimmung: Chor und Extrachor des Opernhauses Halle (Helmut E. Sonne) bieten dramatischen Chorgesang der Extraklasse, das Orchester steigert sich unter dem agilen Roger Epple zu ungeheurer Wucht, vermag aber auch die leisen Töne mit großer Emphase zu transportieren!

Gerd Vogel, Tommaso Randazzo und Dong Won Kim sind auch stimmlich die Idealbesetzung der drei Minister, Jürgen Mutze intoniert über Lautsprecher einen mysteriösen Altoum, Jürgen Trekel gibt dem Puccini/Timur mit sonor-emotionalem Bariton, Romelia Lichtensteins Liu ist eine exquisite Rollenstudie mit aller Zurückhaltung liebender Selbstopferung. Richard Brunner bringt den brachialen Kalaf durchaus anständig über die Runden, lässt allerdings beim Nessun dorma die Grenzen seines Heldentenors hören, und die zierliche Diana Veronese beeindruckt durch enorme Kraft, nervt jedoch mit schrillen Schärfen in den dramatischen fortissimo-Höhen. (frs)






Foto: © Gert Kiermeyer