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Fakten zur Aufführung 

LA TRAVIATA
(Giuseppe Verdi)
18. Januar 2004


Opernhaus Halle




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Bordellszenen

Nichts ist mit sentimentaler Bürgerlichkeit: Peter P. Pachl verlegt das Edel-Prostituierten-Drama in die aktuelle Bordellszene, lässt das schmierige Drum und Dran der käuflichen Liebe zum Antrieb werden (die Friedmann-Affäre war zur Zeit der Premiere Januar 2003 noch nicht öffentlich) und trifft einen Nerv der Zeit.

Die geniale Bühne Peter Sykoras verlegt die imaginativ ausgeleuchteten Bordell-Landschaften in den leeren Bühnenraum, verweist damit auf Kulturverlust und deformiertes Sozialverhalten. Allerdings: zu viele Details, wie bei Pachls Regie zu viele Nebenhandlungen.

Das kritisch-zustimmende Publikum in Halle - die Hochachtung vor nicht-provinziellem Angebot ist spürbar - fühlt sich kommunikativ animiert, verlässt allerdings die Reserve erst durch die Freude über exzellenten Gesang und nuancierten Orchesterklang.

Romelia Lichtenstein spielt die kalkulierende Edel-Prostituierte mit deren erotischem Irrtum hochintensiv, verleiht der Rolle mit faszinierender Phrasierung und brillanter Intonation dem Geheimnis sexueller Attraktivität die beeindruckende Stimme. Dagegen sackt der offenbar indisponierte Emilio Ruggerio als Alfredo enttäuschend ab, und der Germont Ulrich Studers verkörpert den Berlusconi-Typ hervorragend, kommt aber mit der stimmlichen Herausforderung der Doppelbödigkeit nicht zurecht, singt allzu "kultiviert". Der Chor des Opernhauses Halle glänzt durch individuelles Spiel und kollektiv-dramatischen Klang.

Pavel Baleffs Interpretation der Verdi-Klänge vermittelt mit dem perfekten Orchester eine differenzierte Exemplifikation sowohl der Angebote Verdis - ohne den Hauch von Humpta - als auch der Intentionen der Inszenierungskonzeption. Halle sollte diese Traviata dem Spielplan nicht entziehen! (frs)






Foto: © Gert Kiermeyer