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Fakten zur Aufführung 

DER RODENKAVALIER
(Richard Strauss)
26. Januar 2007 (Premiere)

Opernhaus Halle

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Alles nur eine Maskerad’ und weiter nichts?

Bunte Verwandlungsspielchen reizen nicht nur an Karneval vergnügte Jecken zur Suche nach dem anderen Ich, sondern sorgen auch auf Opernbühnen für genügend Brennstoff. Denn in einem neuen Kostüm kann nicht nur das eigene Wesen in hellerem Glanze erstrahlen, sondern auch ein häufig verpackter Opernstoff - wie im Falle von Fred Berndts Inszenierung des „Rosenkavalier“ in Halle – mit einem neuen Farbklecks versehen werden. Eingehüllt in eine bedeutungsschwangere Szenerie aus historisch-mythologischen Verweisen, kreierte Fred Berndt ein komödiantisches Spiel aus Sein und Schein, in dem sich die Figuren als Jäger und Gejagte in ihren Triebtaten verwickelten, meist auf der Suche nach dem anderen Geschlecht.

Wagten Jäger oder Beutetier jedoch einmal den Blick hinter die Fassade, stellte sich oft nicht das große Glück ein. War das ganze etwa doch nur eine Farce und weiter nichts? Die Frage möchte man auch an die Inszenierung stellen, die sich in ihren Übertiteln gerne auf das Niveau von „Pisa-Geplagten jenseits des Weißwurst-Äquators“ begab.

Dabei konnte man mit Spannung eine höchst engagierte und vielfältige Sängerschar verfolgen.

Im Jagen und Erlegen geübt, ergötzte sich Jens Larsen (Baron Ochs) an seiner derben Ursprünglichkeit, für die er wie geschaffen war. Ebenso leidenschaftlich gab die kurzfristig eingesprungene Ulrike Helzel (Octavian) ihre jugendliche Liebe preis, die Evgenia Grekova (Sophie) mit glasklarer Stimme erwiderte. Raimund Nolte (Herr von Faninal) besaß die nötige Dominanz für seine Heiratswütigen Pläne.

Zum eigentlichen Angelpunkt des Geschehens avancierte Romelia Lichtenstein (Feldmarschallin). Mit der Leichtigkeit jugendlicher Verliebtheit durchmaß sie ihr Jagdrevier, um letztendlich zur klaren Größe reifer Einsichten zu gelangen. Sie war die einzige, die nicht nach einem Opfer ihrer Gelüste suchte, sondern subtil und dadurch ausdrucksstark ihr Schicksal ertrug. So konnte sie die Büste der römischen Jagdgöttin Diana tätscheln, die ganz ohne Pfeil und Bogen auskam.

Opfer des Jagdtreibens wurde zuweilen leider die Staatskapelle Halle unter der Leitung von Klaus Weise. Auch wenn Strauß auf den ersten Höreindruck etwas zu deutlich um Publikumsherzen buhlte, verbergen sich hinter rauschhaften Walzermelodien, moderne klangliche Raffinessen verschiedenster Schattierungen. In Halle entsprangen die Klänge dagegen eher dem bunten Verhüllungstreiben und man wunderte sich, wer hier eigentlich wen jagt.

Im Auskosten der detailliert angelegten komödiantischen Verwicklungen, erlag man schnell dem Sog des halb echten, halb virtuellen Labyrinths. Welche Triebfedern hinter der bunten Jagdgemeinde steckten, blieb aber häufig ein Rätsel und so behielt das doppelbödige Zauberspektakel die Oberhand. (mk)


Fotos: © Gert Kiermeyer