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Fakten zur Aufführung 

FLORIDANTE
(Georg Friedrich Händel)
5. Juni 2009 (Premiere

Händel-Festspiele Halle


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Eifersucht und Liebe

Vincent Boussards lähmend-statische Regie wird dem für Händel üblichen Furor der Affekte nicht gerecht. Da toben die seelischen Konflikte zwischen dem Thrakerkönig und dem Prinzen von Tyrus und gibt es Intrigen des persischen Königs, Irritationen um eine vermeintliche Tochter versus einer echten - und auf der Bühne geschieht - nichts. Wenn es das Konzept war, innere Konflikte kammerspielartig zu fokussieren, dann geht das an Händels stimulierendem Affekten-Furor vorbei – und wenn es dem Regieteam um historische Aufarbeitung ging, dann kann man nur konstatieren: what a shame.

Vincent Lemaires von einem großen Tisch beherrschte Bühne vermittelt inhaltsfreie Ästhetik, schafft durchaus kommunikative Spielräume – fasziniert jedoch nicht als „kreative Bildwelt“, bleibt geschmacklich beliebig ohne assoziierendes Stimulans.

Unter dem eigentlich Händel-erfahrenen Christopher Moulds verbreitet das Händelfestspielorchester auf historischen Instrumenten lange Zeit zähe Betulichkeit, ehe dann im Finale der musikalisch unbezähmbare Genius des Magiers Händel durchschlägt. Da steigert sich das Tempo, da variiert die Dynamik, da behaupten Instrumentengruppen ihre Bedeutung, da funktioniert die Kommunikation mit der Bühne.

Gesungen wird allerdings mit bravouröser Intensität – ganz im Sinn der von Händel durchaus kritisch gesehenen Affekten-Klischees. Die Solisten legen allesamt Wert auf differenzierende Interpretation, bestehen nicht auf vorgegebene Muster. So gelingt Mariselle Martinez eine nuancenreiche Interpretation des Floridante – klangschön im Duktus, variabel in den Koloraturen und souverän in der sicheren Mittellage. Zwischen Virpi Räisänen und Sonya Yoncheva als die konkurrierenden vermeintlichen und echten Töchter Orontes entsteht ein Wettbewerb um die überzeugende Argumentation: Beiden gelingen herrlich Präsentationen stimmlicher Exaltationen! Elin Rombo gibt dem gefangenen Timante elegisch-kämpferische Statur, überzeugt durch variantenreiches barockes Singen. Raimund Noltes sonore Stimme verkörpert einen machtbewussten Oronte, und Ki-Hyun Park ist mit flexibler Stimme ein durchaus glaubwürdiger Coralbo.

Das Festspiel-Publikum steht die uninspirierte Aufführung konsequent durch, findet gelegentliche Aspekte anregend, erfreut sich am wunderbaren Singen, akzeptiert auch die am Ende „aufmischende“ Orchester-Leistung: lauwarmer Applaus, durchaus Jubel für die Solisten, knallige Buhs für das Regieteam.

Die Jubiläums-Festspiele in Halle mit ihren unschätzbaren Leistungen für die Händel-Pflege und das barocke Musiktheater hätten einen besseren Auftakt verdient! (frs)