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Fakten zur Aufführung 

TOD IN VENEDIG
(Benjamin Britten)
28. November 2003 (Premiere)


Nordharzer Städtebundtheater (Halberstadt)



Points of Honor                      

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Existenzieller Strom

Zu Zeiten skandalträchtiger Akteure - Walser, Immendorf, Reich-Ranicki usw. - ist es angezeigt, Künstler in ihrer existentiellen Bedrohung zu zeigen. Das gelingt Kay Metzger mit Brittens "Tod in Venedig" im kleinen, tapferen Halberstadt glänzend. Der dekadente Aschenbach erlebt seinen Untergang in einem existentiellen Strom morbider Atmosphären. Auf der Drehbühne bewegt er sich selbst auf der Stelle, die Stätten des Verfalls passieren seinen rauschhaft erlebten Untergang. Schade, dass ein kitschiges Schlussbild mit dem nackten Tadzio eher an "Wege zu Kraft und Schönheit" erinnert als Betroffenheit auslöst.

Brittens spätromantisch inspirierte Musik wird vom exzellenten Orchester des Nordharzer Städtebundtheaters unter Johannes Rieger eingängig-farbenreich mit allen klangmalerischen Effekten ausgesprochen präzis präsentiert.

Petra Mollerus gelingt es, die pausenlosen Szenenwechsel - Hotelhalle, Gondel, Strand, Friseur.... - mit Hilfe prägnanter Requisiten vor einem malerischen Lagunen-Horizont auf der Drehbühne permanent erzählend nachvollziehbar zu halten.

Mit Heiko Börner ist ein spielintelligenter Sängerdarsteller zu erleben, der perfekt intoniert und das morbide Gefühl auch stimmlich vermittelt, Andreas Jören "assistiert" mit enormer Präsenz als "Reisender" wandlungsfähig in diversen Rollen, die Solisten und der Chor des Halberstädter Theaters agieren hochkonzentriert, vermitteln im fin de siècle-look den Verfall einer Epoche.

Das hart kämpfende Haus hat vehemente Unterstützer: da gibt der Landrat die Sparkassen-geförderte neue Drehbühne frei, da folgt ein hochinteressiertes Auditorium dem Bühnengeschehen intensiv gespannt, und da gibt es eine Viertelstunde Schlussapplaus mit standing ovations. Ein ganz wunderbarer Theaterabend! (frs)






Fotos: © Jan Mollerus