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Illusionen
"Wagner wäre nach Hollywood gegangen". Diesen provokativen Slogan nimmt
Kay Metzger drastisch ernst: Da wird in Träumen gelebt (Senta), da steigt
der Held aus dem Film, da kommt es zur bitter-süßen Illusion. Das erinnert
sowohl an Bernsteins "Tahiti"-Oper als auch an Woody Allens "Purple Rose
of Kairo" - überraschend, überzeugend, in sich geschlossen, Methodik und
Dissonanzen der Musik angepasst.
Michael Heinrichs Bühne ist eine Seemans- oder Kino-Bar, geschmückt mit
sprechenden Film-Plakaten von "Der Fluch der Verdammten" bis "Das Ende
einer großen Liebe", mit gezielten spots auf die Plakate und das lyrische
Geschehen im zeitweise transparenten Hintergrund.
Unter Johannes Rieger spielt das Orchester des Nordharzer Städtebundtheaters
nach nervöser Ouvertüre einen akzeptablen Wagner - vor allem wenn der
Zusammenhang mit dem Inszenierungskonzept zum Maßstab wird.
Gesanglich überzeugt Sabine Hogrefe als dramatische Senta; mit Kai Günther
agiert ein eher zurückhaltender Holländer; der Daland Gijs Nijkamps bleibt
der opportunistische Rabenvater. Das Halberstädter Ensemble mit lustvoll
aufspielendem Chor bewältigt die anspruchsvollen Aufgaben mit resolutem
Wagemut (incl. Der Mitglieder von Coruso, dem Ersten Freien Opernchor).
Dem Vernehmen nach soll es nach der Premiere heftige Reaktionen der Alt-Wagnerianer
gegeben haben; nun folgt ein vollbesetztes Haus dem Spiel mit den Illusionen
mit großem Vergnügen, trampelt und klatscht lang anhaltend rhythmisch.
Die Halberstädter lieben ihr munteres Theater! (frs)
Karten unter (03941) 69 65 65 |
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