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Fakten zur Aufführung 

A VIEW FROM THE BRIDGE
(William Bolcom)
8. Februar 2003 (Europa-Premiere)


Theater Hagen


ITALO-AMERICAN

Points of Honor                      

Musik

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Schuldig-schuldlos stirbt Eddie Carbone, weil er mit seinem unreflektiert-tradierten Werterepertoire in der feindlichen amerikanischen Umwelt der Sizilianer nicht klar kommt. William Bolcom komponiert einen kalkulierten Wechsel von Sprechgesang, Arien und Ensembles, nutzt das Erbe amerikanischer Musikstile und italienischer Harmonik. Das Libretto allerdings hängt dicht an Arthur Millers pädagogisierender Manie, lässt durch den Advokaten (!) Alfieri die Szenen wortreich kommentieren, konterkariert damit den opernhaften Ausdruck des Unaussprechbaren.

Das Philharmonische Orchester Hagen holt unter Georg Fritzsch aus Bolcoms Partitur das Mögliche, präsentiert klangreiches Blech, gefühlvolle Streicher.

Die Bühne Peter Werners - eine verrottete Häuserzeile wie ein abstürzender Schiffsrumpf mit Chortreppe auf der Drehbühne - schafft assoziativ-kommunikative Spielräume.

Robert Tannenbaums Regiekonzept betont die von außen bedrängte Ausweglosigkeit der handelnden Personen (wie im antiken Drama) und vermittelt mit intensiver Personenführung viel vom Leiden der Einzelnen.

Das Hagener Ensemble zeigt erstaunliche Ensemblequalitäten mit bemerkenswertem solistischen Selbstbewusstsein: das gilt für die unbegriffene Macho-Attitüde Eddies von Bernd Valentin; für Kor-Jan Dusseljees ambivalenten Rodolpho mit bestechend kraftvollem Tenor; für die verzweifelt um Emanzipation bemühte Catherine der blendenden Magdalena Bränland, für Jae Jun Lees authentischen Marco, und für die frustriert-tapfere Beatrice von Dagmar Hesse.

Hagens Publikum bestätigt wieder einmal seine Skepsis gegenüber neuen Angeboten; doch obsiegt der Respekt vor einer hervorragenden Leistung - und zahlreiche jugendliche Besucher sorgen für akustische Begeisterung. A View from the Bridge kann durchaus ein Publikumserfolg werden! Nicht zu vergessen: das Programmheft bietet prägnante Informationen. (frs)


Foto: © Olaf Struck