Fundus   Kommentar    Backstage     Medien     Medientipps     Kontakt     Impressum    Wir über uns  
   Dossier    Kleinanzeigen     Links     Facebook     Partner von DuMont Reiseverlag  
     

Fakten zur Aufführung 

TOSCA
(Giacomo Puccini)
1. Dezember 2007 (Premiere)

Theater Hagen

Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Chat-Faktor


Rezensionen-Archiv

Aufführungen nach Name
Aufführungen nach Ort


Tickets

(02331) 207 32 18

 

zurück       Leserbrief

Und es blitzen die Stimmen

Neue Besen kehren gut. Hagens Intendant Norbert Hilchenbach brachte, wie das bei einem Wechsel üblich ist, einen Tross wohlbekannter Mitarbeiter aus alten Zeiten am Osnabrücker Stadttheater mit. So auch Regisseur Thilo Borowczak. Der wiederum hat sicher nicht nur viele gute Ideen für Hagen im Gepäck, sondern auch seine Inszenierung von Puccinis „Tosca“ aus dem Jahre 2004. Die ist gewiss in Ordnung, befasst sie sich doch mit dem Verhältnis von Kunst und Politik. Spannend und authentisch - aber nicht neu. Deshalb sei auf die opernnetz-Rezension aus Osnabrück verwiesen.

Was die Hagener „Tosca“ wirklich zur Sensation macht, sind die Sänger. Da ist Ricardo Tamura, der schon 2004 in Osnabrück bewährte Cavaradossi. Jetzt ist er als Gast in Hagen zu erleben. Er beherrscht die Partie mittlerweile traumwandlerisch sicher. Wie weggefegt ist seine Neigung zum Dauerforte, betörend flüstert er ein Gänsehaut erzeugendes Piano, kann aber selbstverständlich auch mächtig Power entwickeln. Karsten Mewes als Scarpia hält da nicht mit: zu einförmig ist seine Stimme, ohne Zwischentöne und Nuancen. Das Finstere, Fiese, Brutale, das diesen Scarpia ausmacht, bleibt eher zu erahnen.

Alles überstrahlend aber Dagmar Hesse in der Titelpartie. Viele Jahre hat sie in Hagen immer größere Partien gesungen, ihre Stimme sich entwickeln lassen. Jetzt ihr Triumph bei der Hagener „Tosca“-Premiere! Wer Hesse schon häufiger gehört hat weiß: so gut, so brillant war sie nie. So profitiert der neue Intendant Norbert Hilchenbach von der intensiven Ensemblepflege seines Vorgängers Rainer Friedemann.

Hesse erschafft eine Tosca aus sich heraus, sie ist eine ideale Sängerdarstellerin. Im ersten Akt verschmilzt sie mit Tamura balsamisch in der großen Liebesszene – aufregend ihre Eifersuchtsattacken. Hesse verfügt über eine erotisch funkelnde Tiefe und expressive Höhe. Die Registerwechsel glücken ihr perfekt. Wie sie im zweiten Akt den Fiesling Scarpia mit pseudo-süßen Tönen umgarnt, dann erschüttert zusammenbricht, um mit wildkatzenhafter Geschmeidigkeit zu morden ist markerschütternd und ergreifend. Das gilt auch für ihren überragend dargestellten naiven Glauben an eine Rettung im letzten Akt.

Antony Hermus und die Hagener Philharmoniker liefern das klangsichere Fundament für diese One-Woman-Show, die vom Premierenpublikum mit überwältigendem Applaus bejubelt wurde. Hermus lässt das Orchester honigsüßen Saft, dann aber auch markige Kraft verströmen. Hagens Oper hat eine hauseigene Primadonna - und weiß das hoffentlich zu schätzen. Welches mittelgroße Haus kann das schon von sich sagen? (cws)

 

 


Fotos: © Stefan Kühle