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Fakten zur Aufführung 

TOM JONES
(Francois-André Philidor)
27. April 2002 (Premiere)


Theater Hagen


BRÄSIGER "HUMOR"

Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

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Hagens Produktion der fast vergessenen Opéra comique der französischen Frühklassik krankt an Text und verquastem Humor-Verständnis der desorientierten Regisseurin Renate Liedtke-Fritzsch: ausufernde Dialoge ohne Wortwitz, plumpe Schwankhaftigkeit ohne Eleganz - da lacht der Schrebergärtner, da triumphiert teutonische Bräsigkeit über gallischen Witz!

Dabei ist die Musik Philidors äußerst differenziert, artikuliert Romanzen, Lamenti, Aggressivität und Ironie in spielerischer Form mit großer Variationsbreite - und die kleine Besetzung des Philharmonischen Orchesters Hagen unter dem quicklebendigen Antony Hermus interpretiert diese anmachende Musik sehr engagiert, ist Teil der phantasievollen Bühnenarchitektur. Dazu hat Hartmut Krügener Elemente englischer Landhaus- bzw. Kneipenkultur entwickelt, die als ideale Spielflächen alle Möglichkeiten für komödiantische Aktion bieten! Allerdings bleibt der zugedeckte Orchestergraben ungenutzt, und es findet sich ein Zuviel an Requisiten auf kleinem Raum!

Das spielfreudige Ensemble ist sängerisch auf die Musik prima eingestellt, vor allem Dominik Wortig phrasiert ausgesprochen klangschön, Magdalena Bränlands Sopran wirkt bisweilen scharf in der Intonation - aber darstellerisch sind sie fehlgeleitet, und die ausufernden Sprechrollen leiden unter mangelnder Artikulationskompetenz; manche Passagen wirken hölzern, angelernt, ohne Sprachfluss - geschuldet dem fatalen Konzept, des in keiner Phase die Eleganz französischer Musik mit dem urenglischen Plot nach Fieldings Roman zusammenbrachte: Tom Jones bleibt in Hagen platt und tumb. Schade. Und dass die "Spaß-Erschießung" der Jagdhelfer am Abend nach Erfurt nicht gestrichen wurde, ist geschmacklos.

Das Hagener Publikum war zufrieden. Applaus für die Musiker und Solisten - ohne besondere Akzentuierung -, kein Missfallen für die Regie. So lässt sich's leben - aber Chancen für eigentlich innovative Entdeckungen bleiben ungenutzt. (frs)