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Georg Fritzsch interpretiert Debussys
"Impressionen" mit dem spielsicheren Philharmonischen Orchester Hagen
äußerst dezent, setzt auf den unendlichen Klang, dosiert gefühlvoll sacht-dramatische
Akzente in einen intensiv-lyrischen Kontext. Was fehlt: das magische Geheimnis
der musikalischen Transzendenz!
Magdalena Bränland singt sehr klangrein, setzt ihren weichen Sopran intonationssicher
ein, phrasiert allerdings eher herb als ephemer - und das entspricht ihrer
Rollen-Darstellung: Bränlands Melisande ist weniger mystisches Fabelwesen
als vielmehr attraktiv-selbstbewusster Störfaktor im großbürgerlichen
Verfall. Ebenso der einfühlsam gesungene Pelleas des Bernd Valentin: eher
ein unsicherer Jüngling des verfallenen Bürgertums als rätselhafte Inkarnation
einer Traumwelt: Für den ungemein kraftvollen Bariton Mathias Manns als
impulsiv männlich agierenden Goland gilt das gleiche. Jae Jun Lees Arkel
vermag stimmlich zu überzeugen ebenso wie Marilyn Bennetts Genevieve;
sie sind Vertreter der verfallenen alten Generationen.
Das vorzügliche Sängerensemble bewegt sich auf einer Drehbühne (Pia Maria
Packert): ein großbürgerlich-abfallendes Ambiente in Grün, gleich doppelt
präsentiert. Immer wenn sich die Akteure in die "Gegenwelt" bewegen, finden
sie sich im gleichen Interieur wieder, lediglich Wandbilder vom Wald bzw.
vom Meer verweisen auf die Differenzen!
Spiel und Architektur sind Produkt der Inszenierungsidee von Marcus Lobbes.
Er zeigt keinen magischen Symbolismus, sondern bezieht sich auf die Dramen
Strindbergs oder Ibsens - Zeitgenossen Maeterlinkcks und Debussys - und
zelebriert die Hilflosigkeit der Menschen im permanenten Verfall (groß-)bürgerlicher
Strukturen. Doch gelingt es der Regie nicht, intellektuelle Analyse und
emotionale Zwischenmenschlichkeit als Musiktheater-Erleben zu vermitteln.
Dementsprechend reagiert das Hagener Publikum - soweit es sich auf das
ohnehin "schwierige" Werk einlässt - leicht zurückhaltend, würdigt aber
musikalische und sängerische Leistungen mit langanhaltendem herzlichen
Applaus, respektiert Regie und Bühne - ist allerdings leicht irritiert
über die neutestamentarische Botschaft des "guten Hirten". (frs) |
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