Fundus   Kommentar    Backstage     Medien     Medientipps     Kontakt     Impressum    Wir über uns  
   Dossier    Kleinanzeigen     Links     Facebook     Partner von DuMont Reiseverlag  
     

Fakten zur Aufführung 

HELLE NÄCHTE
(Moritz Eggert)
30. August 2006
(Premiere: 26.8.06)

Theater Hagen

Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Chat-Faktor


Rezensionen-Archiv

Aufführungen nach Name
Aufführungen nach Ort


Tickets

(02331) 207 32 18

 

zurück       Leserbrief

Liebe und Poesie

Es tutet, flötet, scheppert, klatscht, wispert aus dem Graben; es gibt Assoziationschancen für kundige Zuhörer: Berstein, Nyman, Henze, Rap – Moritz Eggert komponiert ein rafiniert-naives Klangbild zu Liebes-Märchen aus 1001 Nacht. Helmut Kraussers phantasievoll-poetisches Libretto startet mit einer Nachtszene Knut Hamsuns, verweist damit auf die Diskrepanz der nordisch-düsteren Mythen des (auch) Blut- und Boden-Autors zu den märchenhaft-erotischen Quellen des Orients.

Antony Hermus gelingt mit den exzellenten Musikern des Philharmonischen Orchesters Hagen eine kongeniale Umsetzung der Eggert-Intentionen mit präzis-ausdrucksstarker Percussion und einfühlsamen Winds, ganz ohne Streicher, mit impulsiv wechselnden Rhythmen.

Roy Spahns dunkel-geheimnisvolle Bühne ist bestückt mit überdimensionalen Brüsten, Beinen, Lippen im Stil der Pop-Art – amourös und erotisch, zugleich bedrohliche Symbole der Sexualität.

Roman Hovenbitzers Regie baut auf die narrativen Konstellationen des Liebespaars Dagny und Nagel, das orientalische Liebesstorys erdenkt, beobachtet, in sie eintaucht und sich von ihnen distanziert. Es ist das aktive Warten auf die endgültige Geschichte, die lastend-lustbetont über dem Geschehen liegt und Gelegenheiten zu skurril-liebevollen Aktionen bietet.

Johanna Krumin und Frank Dolphin Wong intonieren als Dagny und Nagel den rhythmischen Sprechgesang mit viel Substanz; Tanja Schum singt einen melodiösen Engel, Richard von Gemert gibt einen verhalten-artikulierenden Vater und Sultan; Liane Keegan gibt der Aziza arioses Leuchten, Marilyn Bennett ist in der Hosenrolle als Azis prima bei Stimme und Stefania Dovhan spielt nicht nur eine erotisierende Sängerin, sondern lässt ihre Stimme verlockend perlen. Das Hagener Ensemble engagiert sich erfolgreich für ein innovatives Projekt.

„Helle Nächte“, auf Münchens Biennale 1997 uraufgeführt, kommt in Hagen total überarbeitet auf die Bühne. Das Publikum goutiert das zu Gebende und zu Hörende mit bemerkenswerter Zustimmung – doch sind resigniert gehende und verstört reagierende Alt-Abonnenten ein enttäuschendes Signal der partout Ablehnenden, die sich selbst um ein schönes Theatererlebnis bringen. (frs)


Fotos: © Stefan Kühle