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Fakten zur Aufführung 

FIVE WALTZES/CARMINA BURANA
(Choreografie: Ricardo Fernando)
25. Februar 2006 (Premiere)

Theater Hagen

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Emotional

Der Choreograph Ricardo Fernando hat sich für seinen „Ballettabend in zwei Teilen“ etwas Besonderes einfallen lassen: Fünf außergewöhnliche Walzer und „Carmina Burana“ – in Hagen ging diese Kombination auf.

Der erste Teil des Abends stand ganz im Zeichen des Dreivierteltakts. Wer bei Five-Waltzes jedoch klassische ballroom-Atmosphäre erwartete, wurde glücklicherweise enttäuscht: Fernandos Choreographien sprühten vor Emotionen.

Zu den Klängen bekannter Walzer von Schostakowitsch über Gawrilin und Sibelius bis zu Prokofjew gerieten die Tänze zu Spiegeln menschlicher Empfindung. Teils waren sie unbeschwert, teils tragisch-elegisch, mitunter sogar witzig.

Die Bühne war abgesehen von zwei Seitenstellwänden leer – Petra Mollérus (Ausstattung) setzte damit den Fokus überzeugend auf die Tänzer. Während der Paartänze illuminierte mysteriös-bläuliches Licht die Bühne. Erst im Tutti-Finale zu Walzerklängen von Chatschaturian erstrahlte sie in warmen Farbtönen. Der Choreographie kam dies durch besser sichtbare Plastizität zu Gute.

Die hervorragenden Tänzerpaare (Daria Dergousova und Tamás Krizsa, Simona Tartaglione und Angelo Murdocco, Sandra Hajzer-Ockaji und Juan Sanchez, Carla Silva und Marcelo Moraes, Maria Hoshi und Jeremy Green) verstanden es, die von Fernando beabsichtigten Facetten menschlicher Gefühle eindrucksvoll zu vermitteln. Die Leichtigkeit der mitunter humorvollen Bewegungsabläufe animierte das Publikum zu spontanem Lachen – so macht Walzer Spaß!

Auch in Carmina Burana stellt Fernando das emotionale Erleben in den Vordergrund. Die Bühne kommt bis zum Finale fast ohne Requisiten aus. Erst im Finale spielt Mollérus mit den Elementen: Gleich einem Feuerblitz taucht eine große reflektierende Tafel den Saal in gleißendes Licht, die Tänzer lassen Wasserfontänen aus einem großen Becken in die Luft steigen – schneller kann man Werden und Vergehen nicht verdeutlichen.

Unter der Leitung von Stefan Müller-Gabriel spielte das Orchester in bestechender Qualität und perfekt auf das Bühnengeschehen abgestimmt. Der Chor – geschickt platziert auf einer Empore über der Tanzfläche – gab eine Darbietung mit großem Engagement, ließ sich jedoch in seiner Sangesfreude bisweilen zu Unschärfen hinreißen. Bei den Solisten überragte Peter von Schöne (Bariton). Stefanie Dovhans ansonsten strahlender Sopran klang in den extremen Hochlagen etwas dünn, Richard van Gemerts Tenor von der Ballustrade wirkte nicht immer sicher.

Das teilweise sehr junge Publikum war von dem Abend begeistert. Mit zehn Minuten Applaus und stehenden Ovationen honorierten die Besucher die Premiere eines empfehlenswerten Ballettabends. (sas)


Fotos: © Stefan Kühle