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Fakten zur Aufführung 

FALSTAFF
(Giuseppe Verdi)
19.Juni 2006
(Premiere: 17.6.06)

Theater Hagen

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Endlose Melodie

Der alte Falstaff ist der Prototyp unschuldiger Selbst-Überheblichkeit, in der komisch-ernsthaften Figur des Hanswurst werden existenzielle Dimensionen individueller Brüche als Folge gesellschaftlicher Wandlungen fast brutal deutlich - und der "Held" wird zum Objekt des Mit-Leidens. Rainer Friedemann inszeniert mit Empathie für die tragisch-komischen Aspekte, hat aber Probleme mit der szenischen Umsetzung: da wirbelt viel Volk über die Bühne, doch kommt es immer wieder zum Stillstand und die Parlando-Szenen leben vom Appeal der Darsteller.

Die beeindruckend rote Bühne von Walter Perdacher mit weiter Spielfläche und signifikanten Requisiten spielt mit Tür-auf-Tür-zu-Effekten, vermittelt keine Bildwelt mit Gelegenheit zur assoziativen Teilhabe des Publikums.

Mit Gary Simpson ist ein charmant-unverschämter Falstaff zu erleben, dessen flexibler Bariton feine Nuancen emotionaler Befindlichkeiten vermittelt. Dagmar Hesse (Alice), Marilyn Bennett (Meg Page), Tanja Schun (Nannetta) und Elisabeth Horung (Mrs Quickly) verkörpern die kokette, aggressive, unerfahren-jugendliche und abgekläerte Weiberwelt: darstellerisch-munter und stimmlich mit gelungenen Charakterstudien voller Melodienverständnis und glanzvollen Soli. Der aggressiv-eifersüchtige Ford wird von Dorin Mara intensiv gestaltet; Jeffery Krueger gibt einen schmelzenden Fenton und die "kleineren" Rollen finden einfühlsame Interpreten: ein Triumph für das Hagener Ensemble und die Findigkeit des Intendanten.

Antony Hermus realisiert mit dem Philharmonischen Orchester Hagen die Verdi-Intention der "endlosen Melodie" und ihren sprühenden Einfällen mit viel Sensibilität für Transparenz, Tempo, Dynamik und musikalischen Witz. Offenbar werden auch die Bedingungen der trockenen Akustik bewältigt, und es gelingt eine orchestrale Meisterleistung!

Das Hagener Publikum folgt gespannt, goutiert die Szene und ist begeistert von der musikalisch-sängerischen Hochleistung - Stolz auf "ihr Haus" bestimmt die Reaktionen der Zuschauer. (frs)


Fotos: © Stefan Kühle