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Fakten zur Aufführung 

COSI FAN TUTTE
(Wolfgang Amadeus Mozart)
22. Oktober 2010
(Premiere: 16. Oktober 2010)

Theater Hagen


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Wer gehört zu wem?

Thomas Weber-Schallauer legt Mozarts Così fan tutte als klassische Komödie an. Da spielen Täuschungen durch äußere Maskeraden und das Spielen von und mit Gefühlen die zentrale Rolle. Sandra Linde stellt ein offenbar am Strand gelegenes Club-Haus mit Cocktail-Bar auf die raffiniert eingesetzte Drehbühne. Da ist alles schön offen und hell - eine Umgebung wie im Urlaub, die einlädt zum übermütigen Spiel. Und wenn alles passt und man schön entspannt ist, dann kommen auf einmal böse Ideen. Die Geschichte um Partnertausch und das Abklopfen von Emotionen kann beginnen.
Don Alfonso ist hier nicht der moralisierende Lehrmeister, sondern einer, der die (vermeintlichen) Partyspiele auf die Spitze treibt. Unterstützt wird er von der resoluten Despina, die in ihren Verkleidungen mal ein hinreißender, roboterhaft agierender Doktor ist, der die mesmerischen Steine direkt am männlichen Unterleib einsetzt - mal auch schriller Notar. Marilyn Bennett macht diese Zofe Despina zum Erlebnis. Darstellerisch wie immer absolut präsent, hat sie aber auch stimmlich die Partie fest im Griff.
Doch so ganz allmählich mischen sich echte Gefühle und Gedanken des Zweifelns unter das muntere Treiben – und besonders Fiordiligi weiß bald nicht mehr, wohin mit ihrer Verwirrtheit. Stefania Dovhan beglaubigt das Hin und Her von Liebe und Treue im großen Rondo „per pietà, ben mio, perdona“. Das war ein Glanzlicht im Hagener Theater.
Auch Dorabella, anfangs forsch unternehmend, wird permanent zurückhaltender. Da nutzen auch die hübschen violetten Partykleider nichts mehr. Kristine Larissa Funkhausers schöner Mezzo spiegelt die Unsicherheit fein ausgelotet wieder.
Und die Herren der Schöpfung? Anfangs lärmend und polternd, ergreift auch sie die große Verwirrung. Sie führt zwar anfangs noch zu wild und finster ausgestoßenen Racheschwüren ihren Verlobten gegenüber, doch werden diese immer kleinlauter.
Raymond Ayers ist in dem Solistensextett der herausragende, schön timbrierte Mozartsänger. Er gibt den Guglielmo mit perlend durch die Koloraturen fließenden rundem Bariton - eine reine Freude.
Jeffery Krueger als Ferrando bleibt da etwas blass, sein sonst so sicherer, heller Tenor wirkt in den Höhen angestrengt und belegt. Das klang alles nach gesundheitlichen Problemen. Orlando Mason als Drahtzieher Don Alfonso macht seine Sache gut, fühlt sich bei Mozart aber offensichtlich stimmlich nicht ganz so zuhause.
Ganz zum Schluss weiß eigentlich niemand mehr, wer zu wem gehört. Da hilft auch Don Alfonsos „Auflösung“ des bösen Spiels nichts, die Protagonisten schleichen tastend über die Bühne, berühren sich in immer wieder anderen Konstellationen, blicken sich Hilfe suchend an. Das ist ein anrührendes, konsequent inszeniertes Ende.
Dirigent Bernhard Steiner führte das Philharmonische Orchester Hagen temporeich durch das quirlig-tragische Verwirrspiel. Dabei gab es viele schöne Momente der Streicher und Bläser, aber auch einige Patzer. (Noch) etwas wackelig auch die Koordination zwischen Graben und Bühne.
Das Publikum amüsierte sich prächtig, applaudierte schon zur Pause begeistert und sorgte mit seinem Beifall ganz am Ende für etliche Vorhänge.

Christoph Schulte im Walde













 
Fotos: Stefan Kühle